Die nachfolgend beschriebene Reise wurde zur Jahreswende 1983/84 unternommen.
Die Navigation erfolgte ausschließlich per VDO Fluxgate-Kompaß und
geeichtem Kilometerzähler. Zusätzlich standen ein Fernglas mit eingebautem
Kompaß und ein Wilkie Handkompaß zu Verfügung. Alle Punkte wurden
aus englischen Karten 1:500.000 herausgemessen und exakt angefahren. Die Genauigkeit
des Mitkoppelns war besser als 2 Prozent bezogen auf die zurückgelegte Wegstrecke.
Während die Zentralsahara einem wahren Touristenansturm ausgesetzt ist, wird
die Libysche Wüste selten aus ihrer Ruhe geweckt. Nur hin und wieder erscheinen
Menschen in ihrer Einsamkeit: Rohlfs etwa, der vor über hundert Jahren Kufra
von Dakhla aus erreichen wollte; Bagnold, der in den 30er Jahren mit Automobilen
erstmals eine Nord-Süd-Passage durch die Große Sandsee erzwang; oder,
zur gleichen Zeit, Almasy, der auf der Suche nach der legendären Oase 'Zarzuza'
den Gilf erforschte. Uns aber wiesen die sechzig Jahre alten, noch deutlich erkennbaren
Spuren der Raupenschlepper Kemal el Dins den Weg zu einem der isoliertesten Punkte
der Sahara: dem Jebel Uweinat.
Tesserija?
Ausgangsbasis ist die rund 1300 km lange, inzwischen durchgehend asphaltierte
ägyptische Oasenstraße Gizeh-Baharia-Farafra-Dakhla-Kharga-Asyut.
Zwischen Baharia und Dakhla benötigt man eine 'Tesserija', eine
Durchfahrtserlaubnis, die, wie wir später erfuhren, gebührenfrei von der
Polizei in den beiden genannten Orten ausgestellt wird. Hat man keine Tesserija,
so kommt man mit einigen freundlichen Worten auch durch. Die für die
eigentliche Wüstenfahrt benötigten Treibstoffmengen tankt man am besten
in Gizeh.
Mit Ausnahme der ein wenig eintönigen Strecke Gizeh - Baharia ist schon die
Oasenstraße durchaus einen Besuch wert. Die 'Weiße Wüste' voll
bizarrer Kreide-Felsen nördlich Farafra, idyllische Oasendörfer,
Sanddünen am Bir Abu Minqar und vor Kharga und der großartige, viele
hundert Kilometer lange Plateaurand, der die Kharga-Dakhla-Senke von Norden her
begrenzt. Sehenswürdigkeiten wie der Hibis-Tempel bei Kharga, die
Mozakwa-Gräber und die heißen Bäder bei Mot sind zwar bescheidener
als Karnak, Luxor und die Pyramiden, haben aber den großen Vorzug, daß
man sie allein und ungestört genießen kann.
Verboten für Ausländer!
Von Kharga und Mot aus führen Asphaltstraßen in den Süden. Die von
Mot ausgehende ist für Touristen streng verboten. Wir kreuzten sie auf unserer
Fahrt. Sie führt inzwischen 9 Kilometer westlich an Bir Terfawi vorbei noch
einige Kilometer weiter Richtung Sudan. Die von Kharga ausgehende Asphaltstraße
endet 90 km südlich El Maks. Touristen wird dort vom Militär die
Weiterfahrt zur sudanesischen Oase Selima verweigert. Einen Grenzübergang in
den Sudan gibt es auf dieser Strecke nicht. Unübersehbare Schilder an allen
Asphaltstraßen weisen Ausländer auf das Verbot hin, die Hauptstraßen
zu verlassen. Gerade dies allerdings hatten wir vor.
Nach unseren Erkundigungen sollte es äußerst unwahrscheinlich sein,
westlich der Asphaltstraßen noch einem Ägypter zu begegnen. So trafen
wir in den ersten 15 Tagen unserer Wüstenfahrt auch keinen einzigen Menschen.
Wüstenpatroullien gibt es offenbar nur sehr selten, Grenzposten im
Südabschnitt der ägyptisch-libyschen und im Westabschnitt der
ägyptisch-sudanesischen Grenze überhaupt nicht. Dies erklärt auch
das strikte Verbot, die Hauptstraßen zu verlassen: Die Ägypter sind
weder in der Lage noch ist es ihnen zuzumuten, vermißte Reisende in der
Wüste zu suchen. Vielleicht hat die Gewißheit, im Notfall auf keinerlei
Hilfe rechnen zu können, bewirkt, daß bisher noch alle Reisenden gut
vorbereitet in diese Gebiete hineingefahren und heil wieder herausgekommen sind.
Tonkrugdepot Abu Ballas
An einer von der Straße Dakhla-Kharga aus nicht einsehbaren Stelle
verließen wir den Asphalt und nahmen Kurs auf unser erstes Ziel: Abu Ballas.
Die zunächst unübersichtliche, schwierig zu befahrende Hügellandschaft,
in der die Sandflächen wesentlich härter sind als der steinige 'feste
Boden', wird bald abgelöst durch weite sandige Täler, die später in
einer weiten Ebenen auslaufen, durchsetzt von kegelförmigen Zeugenbergen und
kurzen Höhenrücken. Wer die westliche Sahara entlang der Hoggarpiste
kennt, dem wird hier die absolute Abwesenheit von Pflanzen und die strenge
Großartigkeit der Landschaft auffallen. Abends erlebten wir dort einen
spektakulären Aufgang des Vollmondes an einem völlig klaren, dunstfreien
Horizont: wie auf einem fremden Planeten!
In einer weiten Ebene der markante Doppelberg von Abu Ballas
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Shell-Benzinkanister links: 70 Jahre alt; Tonkrugscherben
rechts: über 2000 Jahre!
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Am zweiten Tag erreichten wir den kleinen Doppelberg von Abu Ballas, der unter einer
großen Anzahl weit verstreut liegender kegelförmiger Hügel an seiner
andersartigen Form erkennbar ist. Am Fuß des auf der Michelinkarte fälschlich
als Wasserstelle eingetragenen Hügels liegt ein Depot unzähliger, fast einen
Meter hoher Tonkrüge. Offensichtlich wurden hier einmal Wasservorräte
für längere Exkursionen in die Wüste gelagert. An Hand der
Unterschiedlichkeit des Tonmaterials ist leicht zu erkennen, daß die
Krüge verschiedener Herkunft sind. Heute weiß man, daß es sich
sowohl um antike Krüge aus dem Mittleren Reich Ägyptens handelt, als
auch um Krüge, die aus der Neuzeit stammen und vermutlich Tubu-Räubern
aus dem Süden den Rückzug nach Überfällen auf die Oasen Kharga
und Dhakla zur Versorgung mit Wasser dienten. Übrigens erwähnt schon
Herodot, wie durch die Anlage solcher Depots weitläufige Reisen in der
Wüste ermöglicht wurden. Interessanterweise trafen wir viel weiter
südlich auf Zeugnisse der Arbeit deutscher Forschungsgruppen, die davon berichteten,
in 'zweites' Abu Ballas gefunden zu haben!
Rohlfs Regenfeld
Mit der präzisen Ortsbeschreibung in Almasys 'Unbekannte Sahara', das unsere
Bibel darstellte (88 Kilometer von Abu Ballas aus in Richtung 340°), gelang es
uns, Regenfeld auf Anhieb zu erreichen. Der Name 'Regenfeld' stammt von dem
deutschen Afrikaforscher Gerhard Rohlfs, der hier 1874 einen starken Regen erlebte
und eine kleine Steinpyramide über einer Flaschenpost errichtete. Der
ägyptische Wüstenforscher Prinz Kemal el Din fand die Pyramide 1923 und
brachte Rohlfs Nachricht nach Kairo ins Museum. Auf die charakteristischen Spuren
der von Kemal el Din benutzten Citroen-Raupenfahrzeuge und ein Benzinfaß von
1923 stießen wir unterwegs. 1934 wiederum holte Almasy die Nachricht Kemal
el Dins. Seitdem ist diese kleine Steinpyramide, die am Fuße der
östlichsten Düne der großen libyschen Sandsee liegt, so etwas wie
ein Gipfelkreuz der Libyschen Wüste geworden. Wir fanden die Nachrichten von
fünf Reisegruppen aus den letzten vier Jahren: drei österreichischen,
einer deutschen und einer ägyptisch-amerikanischen. Die letzten Touristen
waren erst ein Jahr vor uns, also 1982, dort gewesen.
Geheimnisvoller Gilf Kebir
Nächstes Ziel war der Gilf Kebir, ein von Prinz Kemal el Din 1926 entdecktes,
sich bis zur libyschen Grenze hin erstreckendes, 1000 Meter Seehöhe
erreichendes Tafelland. Hier wurde die legendäre, verschollene Oase 'Zarzura'
vermutet, die u.a. Thema vieler Abhandlungen der Royal Geographic Society
war.
Die Auffahrt über insgesamt neun harmlose Dünenketten und schräge
Weichsandfelder an der nordöstlichen Schulter des Gilf Kebirs bis auf 900 Meter
Seehöhe, erwies sich als eine der schwierigsten Etappen unserer Reise. Auf der
Hochfläche, die wir in einem breiten, sandigen 'Gap' zwischen dem südlichen
und dem nördlichen Gilfplateau durchquerten, hatten wir mit weichen Stellen
und pfeifendem, eiskaltem Nordwind zu kämpfen. Ein wichtiger Fixpunkt ist die
Balise Nr. 21 der Saviem-Expedition von 1977 (West-Ost-Durchquerung der Sahara).
Wir bogen wie viele unserer Vorgänger vorzeitig in ein breites, nach
Südwesten führendes Tal ein, das nach 25 km aber blind endet.
Einer von 9 Dünenzügen, die auf dem Weg zum Gilf leicht gequert werden
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Auffahrt zum Gilf über weiche Hänge rechts neben Bergrücken entlang
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Es sind vermutlich die Unimog-Spuren Samir Lamas (†) die exakt zur
SAVIEM-Balise No.21 am Nord-Ost-Rand des Gilf Kebirs führen.
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Abfahrt vom Plateau
Eindrucksvoll ist die 300 Meter tiefe Abfahrt von der obersten Plateaustufe
des Gilf hinunter in die zum Jebel Uwainat führende Ebene. Nach einem
überwältigenden Fernblick vom Plateau-Rand ging es über eine Folge
steiler, sandbedeckter Hänge abwärts, die ein wenig an eine alpine
Skiabfahrt erinnerten. Da sich die anfangs breiten Sandfelder im unteren Verlauf
stark verengten und nicht sicher war, daß die schmalen Schluchten eine
Durchfahrtsmöglichkeit boten, erkundeten wir vorher jeden Meter zu Fuß.
Der Verdacht lag aber nahe, daß es klappen könnte, da sich eine einsame
Unimogspur unseren Weg hinzog. Die autobahnähnliche Abfahrt von Almasys und
Claytons 'Car-Passes' liegt 15 Kilometer weiter südöstlich.
Bei der Abfahrt vom Plateau: wieder die Unimog-Spuren!
Breite Sandfelder verengen sich zu wilden Schluchten
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Auf halber Höhe des Plateaus. Was kommt, ist weicher Sand durch
enge Felspassagen
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Der Weg vom Gilf Kebir zum Jebel Uweinat ist leicht zu finden: Man folgt dem
Plateaurand des Gilfs nach Süden bis an sein Ende und erblickt dann in
südwestlicher Richtung die beiden charakteristischen Vulkankuppen von 'Peter
und Paul' in etwa 50 Kilometer Entfernung. Von dort aus ist der Jebel Uweinat
schon als zartblaues Gebirge am Horizont zu sehen.
Es gibt sie noch: Waddans im Karkur Talh
Bei Annäherung an den Jebel Uweinat gewannen zwei Talha-Akazien allmählich
an Gestalt. Als wir sie erreicht hatten, erkannten wir, daß sie den
nordöstlichen Ausgang des 'Karkur Talhs' markierten. Karkur ist die nur im
Uweinat gebräuchliche Tubu-Bezeichnung für "Tal". Der Besuch dieses Tals
wurde zum Höhepunkt unserer Reise. Talha-Akazien und Gras locken viele Tiere an.
Schon beim ersten Erkundungsgang zu einer Felsenbucht im Norden des Tals sprang ein
Schakal unter einem Felsblock hervor und flüchtete in panischer Angst den
Steilhang empor. Ein Zarzur, der Weißbürzel-Steinschmätzer, sang
sein Lied. Überall sahen wir Tierspuren: von Mäusen, Eidechsen, Fenneks,
Gazellen, Wildesel und auch die Spur eines größeren Paarhufers mit
schlurfendem Gang. Tatsächlich bekamen wir das zugehörige Tier vor die
Linse: den scheuen Waddan, ein Mähnenschaf mit gewaltigen Hörnern. Und
Almasy glaubte vor fünfzig Jahren, den letzten Waddan im Uweinat geschossen
zu haben...!
Üppige Vegetation im Karkur Talh ermöglichte
das Überleben der scheuen Waddans
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Hier endet das Karkur Talh Überall reiche Fundstellen von
Felszeichnungen
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Der Jebel Uwainat ist berühmt für seine unvergleichlich schönen und
gut erhaltenen Felsmalereien. Die Hauptfundorte finden sich im westlichen, zu Libyen
gehörenden Teil des Bergmassivs und im Bereich des Karkur Talhs auf
ägyptischer Seite. Wir hatten nur eine Kartenskizze ohne Maßstab
aus Almasys Buch dabei und suchten zwei Tage lang intensiv im 'falschen' Teil des
Tals, bis wir am dritten Tag endlich an die wichtigen Stellen kamen. Zu Hause
gelang es dann, vermeintlich 'neu-entdeckte' Felszeichnungen in der
einschlägigen Literatur zu identifizieren.
Der Wasserfall im Uwainat
Abgesehen von der reichen Tierwelt, der Vielzahl mächtiger Talha-Akazien und
den steinzeitlichen Felszeichnungen hatte der Uwainat noch weitere
Überraschungen parat: Da war zunächst einmal der riesige Wasserfall gleich
am nördlichen Eingang zum Karkur Talh. Zwar war er schon seit
urdenklichen Zeiten vertrocknet, mit seiner Höhe von vielleicht 30 Metern aber
dennoch sehr ungewöhnlich in dieser Umgebung.
Karkur Talh Links am Plateauabbruch der (ausgetrocknete) Wasserfall;
in Bildmitte am Talgrund eine reiche Fundstelle mit
Felsmalereien; rechts geht es zum Goran-Lager
Und nicht unweit davon eine weitere Merkwürdigkeit: Umgeben von kleineren
Talha Akazien, auf einem erhöht liegenden, ausgedehnten ebenen Platz in einem
Felsenrund situiert der Lagerplatz einer Goran-Sippe. Weit verstreut unzählige
Alltagsgegenstände, Töpfe, buntes Essgeschirr, die typischen Goran
Kamelsättel, Satteltaschen und dergleichen mehr. All dies mußte schon
seit vielen Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten hier gelegen sein, denn die
völlig unberührt erscheinenden Satteltaschen zerbröselten, so
bald man sie in die Hand nahm. Eine gespenstische Szenerie, denn sie vermittelte
uns den Eindruck von einem überhasteten, urplötzlichen Aufbruch...
Eine von vielen gut erhaltenen Felszeichnungen
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Überhastet aufgegebener Goran-Lagerplatz
(Scheich Herri, 1936?)
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Bir Misaha im Selima Sand Sheet
Von dem libyschen Grenzposten im Südwesten des Jebel Uweinat in Ain Doua
hielten wir respektvoll Abstand, nachdem nicht allzu lange Zeit zuvor deutsche
Geologen am Jebel Kissu südöstlich von Ain Doua von den Libyern verhaftet
und einige Monate festgehalten worden waren. Unser Weg führte wieder nach
Osten; wir fanden die Überreste eines englischen Feldflughafens aus dem Zweiten
Weltkrieg, kurz nachdem wir die Durchfahrt zwischen zwei aus sehr weichem Sand
bestehenden Dünenketten 'Dune Gap' passierten und erreichten über das
Selima Sand Sheet das Brunnenhäuschen von Bir Misaha. Hier wurde 1928 zum
ersten Mal in der Saharageschichte ein theoretisch vorausgesagter Wasserhorizont
in 70 Meter Tiefe angebohrt. Inzwischen ist der Brunnenschacht aber wieder trocken
und halb mit Sand zugweht.
Selima und die Darb el Arbain
Von Bir Misaha aus steuerten wir die unbewohnte Oase Selima im nördlichen Sudan
an, die im Norden durch einen nomadenzeltförmigen Berg markiert wird. An
diesem idyllischen Ort fanden wir nach über zwei Wochen wieder Wasser und
konnten uns endlich gründlich waschen. Wir besichtigten gerade eine Hausruine
auf einem Hügel, als überraschend eine Kamelkarawane in den Palmenhain
einzog. Blitzschnell waren wir wieder unten, denn die Fahrzeuge standen einladend
offen. Die zwei Mann der Karawane luden aber erst einmal die wohlverschnürten
Packen von ihren fünfzehn Kamelen ab. Was folgte, war die freundliche Einladung
zum Essen durch den Karawanenführer. Es gab den obligaten Reis mit Tomatensoße.
Vorsichtshalber hatten wir gleich unser Essbesteck mitgebracht, um nicht in die
Verlegenheit zu kommen, mit den Fingern essen zu müssen.
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Selima Oase Sauberes, klares Wasser im Erdloch.
In der Sandwüste ein ideales Biotop für Schnecken,
Wasserläufer, Raubkäfer und deren Larven |
Vereint mit einer weiteren Karawane zogen sie am nächsten Morgen weiter nach
Laqiya Arbain, der nächsten Wasserstelle im Süden an der alten
Karawanenstraße 'Darb el Arbain', der Straße der 40 Tage. So lange waren
die Kamel- und Sklavenkarawanen noch bis in die 20er-Jahre dieses Jahrhunderts von
El Fasher im Sudan nach Asyut am Nil unterwegs. Wenn sie also heute wieder benutzt
wird, dann sicher wegen ihrer Vorzüge: es gibt hier keine Grenz- und Zollkontrolle!
Fata Morgana am Bir SafSaf
Auch wir benutzten die Darb el Arbain, gekennzeichnet durch unzählige
Kamelskelette und hunderte ausgetretener, paralleler Wegspuren, um von Selima aus,
vorbei am Grab und Hügel Scheich Ambigol zum aufgegeben Containerort Bir El
Sheb zu gelangen. Weiter ging es Richtung Nordwest zum Bir SafSaf, der inmitten
ausgedehnter Schilfrohrfelder in einer sandigen Ebene liegt. Dort erlebten wir am
nächsten Morgen das seltene Schauspiel einer echten Fata Morgana. Am fernen
Horizont erhoben sich mit einem Male gespenstisch Berge, die kurz vorher noch nicht
zu erblicken waren. Deutlich waren Felstürme von Sandhängen zu
unterscheiden. Und in dieser unwirklichen Welt war plötzlich, seit Wochen zum
ersten Mal, fremdes Motorengebrumm zu vernehmen. Das Brummen wurde stärker und
näherte sich uns ganz offensichtlich. Bald konnten wir in einiger Entfernung
zwei schwarze Punkte ausmachen, die auf die nicht existierenden Berge am Horizont
zuhielten. Ein Blick durch das Fernglas und wir waren unseinig: Militär!
Glücklicherweise hatten sie uns nicht gesehen. Beide Fahrzeuge verschwanden
leise brummend wie sie gekommen waren hinter dem Horizont. Wir
frühstückten noch gemütlich und bereiteten die Abfahrt vor.
Inzwischen hatten sich die schwarzen Berge am Horizont aber im Nichts aufgelöst!
Einsamer Hügel des Scheich Ambigol
Zurück in der Zivilisation
Am Bir Terfawi trafen wir einen ägyptischen Wasserbohrtrupp, der uns sehr freundlich
begrüßte und ohne nach Fahrgenehmigungen zu fragen zum Essen einlud.
Über leichtes Gelände erreichten wir nach einem Besuch der Berliet-Balise
No. 23 zwei Tage später die Asphaltstraße Kharga-Dakhla unweit der
Stelle, wo wir drei Wochen zuvor in die Wüste eingestiegen waren. Unauffällig
fädelten wir uns in den innerägyptischen Autoverkehr ein.
Die Menschheit hatte uns wieder nach 2100 km Fahrt durch eine gewaltige Urlandschaft,
in der der Mensch auch heute noch nur ein flüchtiger Gast ist.
Allen Freunden der 'Westlichen Wüste' ist
Carlo Bergmann sicher ein Begriff,
der in gewagten Einmann-Kamelexpeditionen
aufsehenerregende Entdeckungen in der ägyptischen Sahara gemacht hat
und ausführlich auf seiner Webseite darüber berichtet.
Sie sei hiermit wärmstens empfohlen!
Viele besonders wissenswerte Informationen, gesammelt auf unzähligen Reisen
in das hier beschriebene Gebiet der Sahara, präsentiert
Andras Zboray auf seiner Webseite.
Reiseberichte
Reiseliste Sahara
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