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Um ehrlich zu sein: zum ersten Mal wurden wir aufmerksam auf das mysteriöse 
Silica Glas, als wir nach unserer Rückkehr von der Gilf Kebir-Reise im Januar 
1984 die Reiseprospekte von Samir Lama, dem wohl im Bereich der 
Ägyptischen Wüste erfahrensten Reiseveranstalter, 
näher anschauten. Da fanden wir ziemlich versteckt den ersten Hinweis auf ein 
Vorkommen von 'Silica Glas', über dessen Entstehung noch völlige 
Ungewißheit herrscht. Kein Hinweis aber auf den genauen Fundort, nur,  daß 
er im 'Sandmeer' liegen mußte. Das machte uns neugierig. Es  sollten zwölf 
Jahre vergehen, bis wir das erste, selbst gefundene Libyan Desert Silica  Glass (LDSG) in 
Händen halten konnten.
 Ein ausführlicher Artikel zum Thema LDSG findet sich  
hier.
 
 Freunden der 'Westlichen Wüste' sicher ein Begriff ist 
Carlo Bergmann
, dem in gewagten Einmann-Kamelexpeditionen aufsehenerregende Entdeckungen in der 
ägyptischen Sahara gelungen sind. Seine WebSeite sei wämstens empfohlen!
 
 Viele lesenswerte Informationen betreffend Felsbildforschung in dem hier bereisten Teil der Sahara präsentiert  
Andras Zboray
 auf seiner Webseite.
 
 All jenen, die sich nicht nur für Felsbilder sondern vor allem für die Geologie der bereisten Wüstengebiete 
interessieren, sei die Webseite von
Norbert Brügge
besonders empfohlen. Schwerpunkt seiner fundierten Darstellungen sind der libysche und ägyptische 
 Sahararaum u.a. mit dem Gilf Kebir und dem Jebel Uwainat.
 
 
 
 
 
 
 
Im März 1996 machen wir uns auf den Weg, begleitet von Wolfgang, mit dem wir 
auch die erste Gilf-Tour 1983/84 unternahmen. Sein besonderes Interesse gilt der 
Ägyptischen Wüste und da speziell der sagenhaften 'Messingstadt', die, 
seiner Meinung nach, hier irgendwo zu finden sein muß. Wir sind da weitaus 
skeptischer und wären schon froh, eine machbare Passage durch die
südliche Libysche Sandsee im Bereich des Gilf Kebir zu finden. Beide sollten 
wir letztlich scheitern...Daß in der uns bevorstehende Reise eine Vielzahl 
unglaublicher Merkwürdigkeiten auf uns warten würde, konnten wir 
nicht ahnen.
 
 
 Nächtlicher Besuch
 
 Begonnen hatte es damit, daß wir, der haarsträubend falschen Routenbeschreibung 
in Gerhard Göttlers Libyen-'Führer' folgend, bei der Fahrt von Zella nach 
Tazerbo etwas zu weit in die Basaltwüste der Harudj hineingerieten 
(normalerweise düst man eine schnelle Piste entlang!). Wir merkten unseren 
Fehler recht bald, und die Ölförderanlagen von Sabah in Sicht, machten 
wir Halt und richteten unser Lager ein. Weit und breit keine Spuren, denn jedermann 
ist hier normalerweise auf der Piste unterwegs. Groß war unser Erstaunen, als 
Wolfgang uns am nächsten Morgen von einem Auto berichtete, das uns mitten in der 
Nacht umkreist und dabei sogar gehupt habe, aber, ohne stehen zu bleiben, weiterfuhr. 
Wir hatten tief geschlafen und nichts gehört. Zweifelsfrei waren die Spuren 
dieses Fahrzeugs deutlich zu erkennen. Ganz offensichtlich folgte es uns zumindest auf dem 
letzten Kilometer. Dieses Ereignis gab uns doch sehr zu denken.
 
 Als wir von Tazerbo kommend kurz vor der Einmündung auf die Teerstraße 
nach Kufra Mittagspause machen, gleich das nächste Vorkommnis. Mit einem Mal, 
völlig unbemerkt, stehen zwei zivile Toyota Pick-ups neben uns, wilde Gestalten 
wollen die Reisepässe sehen. Die Daten werden sofort per Funk weitergegeben. 
Es ist alles ok, dennoch bleibt man mißtrauisch. Es hat den Anschein als 
verwechselte man uns mit anderen Leuten, die aus Bzema kommen sollen. Wir atmen auf, als diese 
unangenehmen Kalaschnikow-Männer endlich davonfahren.
 
 Über eine grauenhafte Schlagloch-Straße geht es nach Kufra, wo wir 
volltanken, um gleich wieder nach Norden zu verschwinden. Wir hatten schon zuvor 
nach einer geeigneten Stelle Ausschau gehalten, an der wir ungesehen nach Osten 
Richtung Silica Glas Feld  abbiegen konnten. Die Stelle ist schnell wieder 
gefunden. Die Abfahrt von der Teerstraße führt aber durch tiefen, 
regenfeuchten Sand. Das ist nicht schön, denn unsere Spuren werden noch lange 
sichtbar sein, ein gefundenes Fressen für Pick-up-Streifen.
 
 
 
 Aufregung am Garet Saad
 
 Gleich hinter einem Hügel nahe der Teerstraße verbingen wir die Nacht, 
um der Dinge zu harren, die da kämen. Es kommt aber nichts. So geht es also 
mit aller Kraft nach Osten, in Richtung auf die ägyptische Grenze zu. Bald 
treffen wir auf eine stark ausgefahrene Piste, die in unsere Richtung führt. 
Das passt uns natürlich überhaupt nicht, müssen wir doch mit 
unliebsamen Begegnungen rechnen. Also fahren wir in großem Abstand zur Piste 
durch steiniges Gelände. Nach einer Hetzjagd über Stock und Stein 
gönnen wir uns zu Mittag einen kurzen Imbiss. Immer auf der Lauer nach 
etwaigen Verfolgern, die unserer Spur nachfahren (hatten wir ja vor ein paar Tagen 
schon erlebt!) fällt mir plötzlich auf, daß sich auf der Piste aus 
der Richtung, aus der wir kamen, ein mächtiger Militär-LKW in einer riesigen 
Staubwolke nähert. Verwunderlich nur, daß er trotz der offensichtlich 
hohen Geschwindigkeit, die die Staubwolke suggeriert, nicht größer
wird. Der Sache muß auf den Grund gegangen werden. Also hole ich mein Fernglas 
und kann schließlich kleinlaut vermelden, daß es sich bei dem vermeintlichen 
LKW um einen Felsblock handeln müsse, dessen Konturen durch die von der 
Mittagshitze erwärmte Luft bewegt werden. Uns fällt ein Stein vom Herzen.
 
 Vom Garet Saad ist es nicht mehr weit bis zur Grenze. Deren Verlauf ist sehr leicht
zu erkennen: Exakt dem 25. Längengrad entlang gibt es ein autobahnähnliches, 
tief ausgefahrenes Spurenbündel, das auf häufige Befahrung mit schweren 
LKW schließen läßt. Ganz offensichtlich markieren die Libyer damit 
ihre Grenze. Auf ägyptischer Seite hingegen, nur wenige alte Spuren.
 
 
 
 Suchscheinwerfer in Aktion
 
 Vor uns das Wadi Gubba. Wir trauen der Piste nicht, die hier nach Osten führt. 
Es gibt kaum neue Spuren, möglicherweise ein Zeichen für Minen. Also 
fahren wir wieder einmal quer durchs Gelände und nehmen die unzähligen
Steinbrocken auf diesem Plateau gerne in Kauf. 40 Kilometer östlich der 
libyschen Grenze finden wir in einem kleinen Wadi einen geschützten Nachtplatz. 
Hoffentlich entdeckt uns da niemand!
 
 Diese Nacht schlafe ich unruhig, um 4 Uhr morgens wache ich auf und schaue aus dem 
Fenster. Und was da zu sehen ist, beunruhigt mich auf das ärgste! 
Starke Suchscheinwerfer leuchten das Plateau ab, über das wir hierher gekommen 
sind. Immer wieder blitzt es auf. Es muß eine ganze Kompanie Lastwagen auf 
der Suche nach uns sein. Ich alarmiere Gerti, meine Frau und Wolfgang im Isuzu. 
Der hat den Lichtschein ebenfalls schon gesehen, ist aber gar nicht beunruhigt: 
Wetterleuchten! Und tatsächlich, eine Stunde später beginnt stürmischer 
Regen, nicht das einzige Mal auf dieser Tour.
 
 
 
 Wüstenglas
 
 Laut Karte müssen wir bald das Silica Glass Feld erreicht haben. Und tatsächlich, als wir am Ende eines Dünenzuges aussteigen und uns die Beine vertreten und die Karte studieren, findet Wolfgang direkt neben seinem Wagen den ersten Brocken grünliches, durchscheinendes Silica Glas. Wir schauen uns den Ort genauer an 
und nach einer halben Stunde haben wir eine große Auswahl schönster 
Stücke sehr sorgfältig in unseren Autos verstaut. Das erste Ziel unserer 
Tour ist erreicht.
 
 
 
 Querung der Sandsee: Fehlanzeige!
 
 Nun soll es hinüber auf die andere, östliche Seite der Sandsee gehen, wo 
wir Wolfgangs Unimog 404 aufsuchen und nach dem Rechten sehen wollen. Seit 6 Jahren 
steht er da schon mit Getriebeschaden. Dazu wollen wir 160 Kilometer nach Süden
fahren, um dann an einer geeigneten Stelle die Sandsee zu queren. Die Fahrt bis dahin 
verläuft in dem schmalen Streifen zwischen dem Plateaurand des nord-westlichen 
Teils des Gilfs und den Dünenzügen der Libyschen Sandsee, meist auf schnell 
zu befahrenden Sandflächen. An manchen Stellen reichen Weichsandfelder bis ans 
Plateau heran, sodaß man bis auf halbe Plateauhöhe ausweichen muß, 
um nicht einzusanden. Das ist aber nicht ungefährlich, da die Hänge sehr 
weich und stark geneigt sind, so daß die Gefahr besteht, daß das 
schwerbeladene Auto hinten wegrutscht oder gar umkippt.
 
 
 
 
| 
	 	 
	  Dünen-Barriere auf dem Weg nach Süden
 |  | 
	 
	  Jenseits der Sandsee der westliche Rand des
 östlichen 
	 Gilf-Plateaus
 |  
 
 Wir folgen den vielen Spuren, die von der Sandsee weg nach Süd-Westen ins 
Gebirge hinein führen, um einige schwer passierbare Dünen zu umgehen. Bevor wir 
richtig wissen, wo wir sind, hat uns die stark ausgefahrene Piste auf die oberste 
Ebene des Gilf-Plateaus geführt. 1028 m Seehöhe zeigt der GPS. Die Piste 
verliert sich im Nichts. Offensichtlich geht es hier nicht weiter, lediglich eine 
halsbrecherische Abfahrt durch eine 300 m lange, steile Sandrinne bietet sich an. 
Sie ist aber durch eine ausgelegte Steinmarkierung vorsorglich gesperrt. Es ist auch 
zu vermuten, daß eine Traversierung des ca. 7 km breiten Dünengürtels 
am Fuße des Plateaus, auf dem wir uns befinden, nicht so leicht zu bewältigen ist.
Wir müssen also umkehren, wieder zu den Dünenzügen zurück.
 
 Auf ein Neues beginnen wir mit der Suche nach einer Passage, die es uns gestatten 
würde, die libysche Sandsee im Süden zu umgehen. Eine solche Passage 
finden wir aber nicht. Die Dünen der Sandsee reichen stellenweise 
bis an den oberen Plateaurand des Gilfs heran und zerfallen dort in chaotische 
Strukturen, die wir mit unseren schweren Fahrzeugen nicht ohne akute Kippgefahr 
queren könnten. Es bleibt also nur eines: wir müssen nach Norden 
zurück, um unser Glück bei jener Dünenpassage zu probieren, die auf der 
Karte mit 'difficult crossing' bezeichnet ist.
 
 An dieser Stelle ist der gegenüberliegende Plateaurand des östlichen Gilfs 
schon zum Greifen nahe. Doch es will uns nicht gelingen, die dazwischenliegende 
Dünenstrecke von vielleicht nur 7 Kilometern zu bezwingen. Obwohl wir alles 
vorher abgehen, geraten wir in derart schwere Einsandungen, daß wir total am 
Ende unserer Kräfte sind, als wir nach vielen Stunden verzweifelten Schaufelns 
endlich den Toyota befreit haben. Wir müssen uns geschlagen geben. Hier gibt 
es keine Passage für uns. Es ist nun klar: um den Unimog zu erreichen, 
müssen wir den gesamten Gilf südlich umfahren!
 
 
 
Ganz offensichtlich ist dies doch nicht die richtige Stelle für uns 
zur Querung der libyschen Sandsee!
 
 
 
 
 Wadi Sura
 
 Wenige Tage später sind wir im Wadi Sura. Wir schwärmen aus. Wolfgang 
hat die berühmte Höhle (Abri) mit den 'Schwimmern in der Wüste' 
schnell gefunden. Wir erkennen die uns aus der Literatur vertrauten Malereien. 
Daneben jede Menge Inschriften von Besuchern, die meisten in arabischer Schrift. 
Der Zustand der Felsmalereien ist besorgniserregend. Die obersten Felsschichten 
scheinen abzublättern und zu zerbröseln und damit die Malereien. Unweit 
der Höhle ein tiefer, langer Graben, durch den wohl in besseren Zeiten Wasser  
geflossenen sein muß. Durchaus denkbar, daß sich Kinder hier 
schwimmend ausgetobt haben!
 
 
 
 
	 
     | 	 
	 	
	  Almasys 'Höhle der Schwimmer'
 |  | 
	 
	  'Schwimmer in der Wüste'
 |  
 Car Pass
 
 Wir fahren weit in die dem Gilf südlich vorgelagert Ebene hinaus. Hunderte Spuren 
sind zu queren, viele davon offensichtlich neuesten Datums, der Großteil 
jedoch noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammend. LKW-Wracks aus jener Zeit zeugen 
von ehedem regem Verkehr. In großem Bogen geht es zum Punkt 'El Aqaba', dem 
Beginn des autobahnähnlichen Aufstiegs zu Claytons 'Car Pass'. Über feste, 
rotfarbene Sandflächen erklimmen wir mühelos eine Höhe von 960 Metern. 
Dort bietet sich ein wunderbarer Blick nach Süden hinüber zu einem 
staubigen Horizont hinter dem sich der Jebel Uwainat unsichtbar verbirgt. 
Zwölf Jahre zuvor benutzten wir eine schwierige Passage 15 km nordwestlich, 
um in die Ebene hinunter zu gelangen.
 
 
 
 
	 | 
	  WWII-Autowrack vor südlichem Rand des
 Gilf-Plateaus
 |  | 
	  Eine von mehreren Auffahrtsmöglichkeiten
 zum Gilf-Plateau von Süden her
 |  
 Da wir nun schon mal in der Gegend sind, wollen wir auf der östlichen Seite der 
Sandsee die Querungsmöglichkeiten nach Westen auskundschaften. Es gibt
tatsächlich jede Menge alter Spuren, die dem in der Karte eingezeichneten 
Pistenverlauf folgen. Die Querung zahlreicher, sicherlich sehr weicher 
Dünenzüge dürfte jedoch alles andere als leicht sein. Von hier aus 
ist jene steile Sandrinne, vor der wir eine Woche zuvor standen und wo wir uns zur 
Umkehr entschlossen, deutlich zu erkennen und auch die Dünen, die zwischen uns
liegen. Nur 9.5 Kilometer sind es laut GPS  bis dahin. Um die andere Seite zu 
erreichen, haben wir 966 km Umweg auf uns nehmen müssen!
 
 
 
 
	| 
		
	 Schwierige Auffahrt über schmale Sandrinne
 gleich links	neben dem Kegel
 (Bildmitte im Hintergrund)
 Dazwischen das Südende der libyschen Sandsee
 |  | 	
	
	 Vom Nordrand des Gilf-Kebir-Plateaus
 Blick nach Norden in die unendliche Weite
 der libyschen Sandsee
 |  
 
 Wo ist die SAVIEM-Balise 21?
 
 Es geht nun in nordöstlicher Richtung um das Gilf Plateau herum. Viele alte
Spuren, alle verweht. Die Saviem-Balise 21 können wir nicht mehr finden. Die 
Abfahrt vom Plateau hinunter führt wieder durch sehr weichen Boden, der uns 
vor 12 Jahren bei der Auffahrt schon einige Probleme bereitete. In ernste 
Schwierigkeiten geraten wir völlig unverhofft, als unser Toyota bei einer 
unvermeidbaren Schrägfahrt über eine stabil erscheinende Sandfläche
urplötzlich hinten wegrutscht und umzukippen droht.
 
 Spät am Nachmittag erreichen wir Wolfgangs alten Unimog. Seit sechs Jahren 
steht er nun schon hier, unberührt. Dumm nur, daß Wolfgang den 
Autoschlüssel zu Hause vergessen hat! Mit Gewalt verschafft er sich Zutritt 
und siehe da, Wasser, Benzin und Ausrüstung: alles vorhanden! Die Sonne hat 
den Reifen zwar zugesetzt, Luft ist aber noch genügend drin. Wäre das 
Getriebe nicht defekt, wir könnten starten.
 
 
 
 Die Messingstadt
 
 Nun machen wir uns auf die Suche nach der 'Messingstadt'. Ein berühmter 'Mann 
im Berg' soll uns den Weg dorthin weisen. Dabei handelt es sich um eine markante 
Felsformation, die den Eindruck eines Mannes erweckt, der mit einer 
Körperhälfte im Felsen verschwindet. Wir sind schon am Abu Ballas Scarp 
und haben noch immer nichts gesichtet. Dafür sind hier die Spuren von Kemal 
el Dins Raupenschleppern besonders gut erhalten.
 
 
 
 
|    
        Seit über 75 Jahren sichtbar: die markanten Spuren
 von Kemal el Dins Raupenschlepper
 
 
 
 |  | 
        Gilf Kebir Ostrand Nähe Mündung Wadi Wassa
 
 
 |  
Über Funk meldet sich Wolfgang. Er hätte scheppernde Geräusche. So 
etwas hatten wir von weitem auch schon vernommen. Gottseidank ist es nichts Ernstes: 
die Reifenflanke wurde von einem Felsen aufgeschlitzt. Nach dem Abendessen ist 
Reifenreparatur angesagt. Diese artet in ein Trauerspiel aus. Es gelingt uns nicht, 
den schlauchlosen Reifen wieder zu montieren. Damit gibt es für den Isuzu 
keinen Reservereifen mehr! Grund genug, die Reise sofort abzubrechen und auf 
schnellstem Wege nach Kufra zurückzukehren. 
 Um solch existentiellen Problemen (vor allem bei Fahrten ohne Begleitfahrzeug) aus dem Weg zu gehen, 
fahre ich seit 25 Jahren nur Schlauchreifen auf Sprengringfelge!
 
 
 
 Am Kemal-el-Din-Monument
 Also geht es zurück zur Südspitze des Gilfs. Wir kommen am Wadi Bakht 
und Wadi Wassa vorbei und machen Halt an den kegelförmigen Bergspitzen der 
'Eight Bells'. Die ehedem mit Kanistern ausgelegte Ortsbezeichnung können wir
nicht mehr finden, obwohl wir alles um das ehemalige Flugfeld absuchen. Es ist nicht 
mehr weit zum Kemal-el-Din-Monument. Wir haben dessen Position aus der Karte 
herausgemessen und nach einer Fahrt durch bergiges Gelände stehen wir 
ehrfürchtig davor. Es wurde 1934 vom Ägyptischen Automobilklub im Beisein 
von Almasy errichtet. Wolfgang gräbt die im Sand verborgene Blechkassette aus, 
in der sich ein Brief Almasys, ein Wimpel des Automobilklubs und ein weiterer Wimpel 
der Stadt Wien befindet. Wir legen unsere Visitenkarten dazu und vergraben die 
Kassette wieder.
 
 Wie wir 1998 erfuhren, wurde diese Kassette inzwischen von 
Mitarbeitern des Heinrich-Barth-Institutes Köln 'in Sicherheit' gebracht).
 
 
 
 
|   |  |   |  
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	Kemal-el-Din-Monument
	
	 |  | 
	
	Wir halten einen Brief Almasys in Händen!
	
	 |  |  
 
 US-Manövergelände
 
 Wir befinden uns am südlichsten Punkt des Gilf Kebirs. Es soll nun auf den 
uns bekannten Wegen schnellstmöglichst nach Kufra zurückgehen. Den in der 
vorgelagerten Ebene existierenden kilometerbreiten, autobahnähnlichen 
LKW-Spuren, die auf starke Militärpräsenz hindeuten, folgen wir 
natürlich nicht, sondern halten uns soweit wie möglich südlich davon 
und schleichen uns am Rande der Dünen nach Nord-Westen. Wie wir später 
entdecken, muß in diesem Gebiet im Mai 1995 ein umfangreiches Manöver, 
gemeinsam mit US-Truppen, stattgefunden haben! Von Ferne können wir die beiden
'Car-Pässe' sehr schön erkennen. Am Jebel Rukn, in wunderbarer Landschaft 
mit phantastischem Blick auf das Gilf-Plateau, wollen wir über Nacht bleiben.
 
 
 
 Im Minenfeld
 
 Die Routenplanung für den morgigen Tag, der uns nach Kufra bringen soll, sieht 
vor, weiter in nord-westlicher Richtung zu fahren, bis wir auf die alte Piste 
Kufra-Bir Abu Minqar (Ägypten) stoßen würden, um dann auf dieser 
von Nord-Osten her kommend nach Kufra hineinzufahren. Auf diese Weise würden 
wir nicht auf die vermutetenden Militäranlagen Kufras stoßen. Genau dies 
passiert dann aber! Völlig unerwartet stehen wir plötzlich vor einem 
kleinen Tal, in dem eine große Zahl Militäranlagen versteckt sind. Genau 
das wollten wir vermeiden! Sofort geht es einen Kilometer zurück zur alten Piste 
nach Abu Minqar, die wir schon passiert hatten. Doch da müssen wir zu unserem 
Entsetzen feststellen, daß wir uns mitten in einem Minenfeld befinden!
Die Objekte sind deutlich zu erkennen, daß andere im Sand vergraben sind, 
ist nicht anzunehmen. Es gelingt uns, vorsichtig dieser Falle zu entkommen. 
Jetzt wird uns auch klar, weshalb während der letzten Stunden so gut wie keine 
Spuren mehr zu sehen waren, auch jene der Schmuggel-LKW nicht, die uns die letzten 
Tage ständig begleiteten: wir müssen uns wohl in einem militärischen 
Sperrgebiet befinden! Also schnellstens weg hier! Erst an der Teerstraße 
Kufra-Benghazi ist dieses Abenteuer bestanden und wir können wieder aufatmen.
 
 
 
 Diebe und Menschenschmuggler
 
 Über Tazerbo wollen wir den Wau en Namus erreichen. Wie immer melden wir uns 
vorher bei der Polizei. Wir werden in ein großes Buch eingetragen und man 
fragt uns sehr freundlich, ob wir alles hätten und ob wir die Strecke kennen 
würden. Kein Problem! Wir sollen doch bitte, so der Polizeichef, nach Spuren 
eines Fahrzeugs Ausschau halten, das seit 50 Tagen vermißt wird. Ein 
Tubu-Wüstenfuchs-Polizist meint aber verschmitzt, vielleicht sei dieses
Fahrzeug gar nicht vermisst, sondern in den Sudan (!) gefahren. Dann wäre 
allerdings die ganze Suche und der Einsatz des Flugzeuges, vergebens gewesen. Es 
gäbe hier viele 'Malfaiteurs' und 'Voleurs', die illegal über die Grenze 
in den Tschad fahren würden. Wir sollten Acht geben, nicht auf die nach 
Süden führenden Spuren zu geraten....
 
 Durch dichte, später mehr und  mehr ausdünnende Kupsten verlassen wir 
Tazerbo Richtung 290°. Nach einer sandigen Ebene streifen wir die 
nördlichen Ausläufer der Rebiana Sandsee. Am Abend stoßen wir auf 
den Rastplatz einer Menschen-Schmuggler-Kolonne, gut verborgen zwischen Dünen. 
Verstreuter Müll, Fußspuren, Exkremente und Essensreste verraten die 
Anwesenheit einer Unzahl von Menschen. Die Spuren dreier LKW kommen aus dem 
Süden, also aus Schwarz-Afrika! Für uns ganz interessant, denn nun wissen 
wir, daß es von hier aus eine leichte Passage durch die Rebiana Sandsee 
nach Süden, also in den Tschad, geben muß. Auch der Sudan 
läßt sich von hier aus erreichen!
 
 Wir folgen einer mit Fässern markierten Piste. Im Verlauf der
Querung zweier mächtiger Längsdünen verschwinden die Spuren und an 
wichtigen Richtungsänderungen auf der Düne leider auch die Fässer. 
Wir wissen das schon von früher und so haben wir am Abend nach nur einer 
Einsandung dieses Hindernis gemeistert.
 
 
 
 Tanklastzüge am Wau en Namus
 
 Am Nachmittag des nächsten Tages haben wir zum vierten Mal das beeindruckende 
Kraterrund des Wau en Namus erreicht. Unangenehm: es gibt jede Menge Autospuren im 
Krater, jede Menge Müll von Touristen und tausende kleine Fliegen, die nach 
Sonnenuntergang abgelöst werden durch Myriaden gelblich-grüner Stechmücken. 
Sie machen dem 'Fliegen-Krater' alle Ehre. Es bleibt uns nichts anderes übrig, 
als 5 km nach Süden zu flüchten, wo wir einigermaßen unbehelligt 
bleiben.
 
 Ein merkwürdiges Erlebnis haben wir an diesem Morgen. Ziemlich weit im 
Süden des Wau fallen mir zwei weiße kleine Punkte auf, die ich gestern 
vom Kraterrand, mit dem Fernglas die Umgebung musternd, noch nicht gesehen hatte. 
Und diese Punkte bewegen sich, sie kommen sogar näher. Und da erkenne ich, 
daß es sich um zwei riesige Tanklastzüge handelt! Sie bleiben stehen, 
fahren Kurven, erklimmen schließlich den Kraterrand bei den alten 
Tubu-Hütten, machen Halt. Vermutlich sind sie auf der Heimfahrt von einer 
Versorgungstour nach Aozou oder zu dem libyschen Militärflughafen in der 
südlichen Serir Tibesti. Und wir Touristen meinen, hier auf Expedition zu sein!
 
 
 
 Kampf um einen Sack Datteln
 
 Und noch ein merkwürdiges Erlebnis, das letzte, zum Schluß:
 
 Wau el Kebir liegt schon hinter uns; bevor wir Temessa erreichen, wollen wir noch 
ein Nachtlager einschieben. Ein schöner Platz ist schnell gefunden, das 
Abendessen zubereitet, der Sonnenuntergang genossen und bald geht es ab ins Bett. 
Mitten in der Nacht Geräusche, es macht sich jemand am Auto zu schaffen! Ich 
peile vorsichtig die Lage, als ich bemerke, wie ein Tier versucht, durch das offene 
Fahrerfenster ins Innere des Autos zu springen, aber immer vom Rückspiegel 
gebremst wird. Bei diesem Biest handelt es sich offensichtlich um einen Schakal. 
Ich kurbele als erstes gleich mal das Fenster hoch und schaue mir das alles genauer 
an. Durch die Bewegungen im Fahrzeuginneren ist der Schakal irritiert und zieht sich 
etwas zurück. Da bemerke ich, daß sich dieses Luder unseren großen 
Stoffbeutel, in dem sicher noch 2 Kilo feinster tunesischer Datteln waren, von 
der Motorhaube geschnappt und in etwa 10 Meter vermeintlich sicherer Entfernung 
deponiert hat. Natürlich holen wir uns zurück, was uns gehört. 
Das sieht das Tier gar nicht gern, weiß aber nicht, ob es jetzt fliehen  
oder angreifen soll. Ich bin schon wieder im sicheren Auto, als der Schakal nun 
auf die Motorhaube springt und versucht, von da aus ins Wageninnere zu gelangen.
Gottseidank wird er durch die Windschutzscheibe daran gehindert! 
Kräftiges Hupen und einige Steinwürfe vertreiben dann den Räuber, 
von dem wir nicht wissen, ob er nicht vielleicht die Tollwut hatte...
 
 
 
 
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