Russland im Frühling: das war für uns eine nicht endenwollende
Fahrt auf meist miserablen Teerstrassen durch weite eintönige Landschaften, die
nur allmählich ihren Charakter veränderten. Riesige Felder, verdorrte und
von Schmelzwasser überschwemmte Wiesen, verborgene Sümpfe, die man zur
Nachtplatzsuche tunlichst meidet, helle Birkenwälder, noch unbelaubt,
die man irgendwann einfach nicht mehr ausstehen kann, finstere dunkle Taiga, harmonische
grüne Wiesenhügel in Burjatien und dann die Idylle des Baikal Sees. Und immer
wieder armselige, im Schlamm versinkende Dörfer, in denen es nur noch Alte zu geben
schien. Wo es ausser einem sauren russischen Brot und Coca Cola und Fanta nichts zu
kaufen gab. Die Jungen hingegen sind schon lange geflüchtet. Nur in den
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Strassen der Großstädte und in guten Restaurants sowieso sind sie anzutreffen, sehr häufig unterwegs in teuren Luxusgeländewagen vom Typ Toyota LandCruiser, verborgen hinter rundum verdunkelten Fensterscheiben. Die grossen Städte: eindrucksvolle, aber zumeist hässliche Industriezentren mit einer in die Millionen gehenden verhärmten, schäbig gekleideten Bevölkerung, sieht man von den vielen modisch gekleideten jungen Mädchen einmal ab. Keine dieser Städte lud zum Verweilen ein, ausgenommen Irkutsk mit seiner sibirischen Bevölkerung. Und nirgends bleibt man verschont von dieser unglaublich enervierenden, rohen russischen Pop'musik', Ursache der Verblödung einer ganzen Generation. |
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Hunderttausende deutscher Soldaten wurden von einer verbrecherischen Regierung und ihren Bütteln beim Eroberungskampf um die Industriemetropole Stalingrad erbarmungslos verheizt. Und ebenso erlitten hunderttausende sowjetischer Soldaten bei der Verteidigung ihrer Heimat das selbe grausame Schicksal. Welch ein Irrsinn, welch ein Verbrechen! Nur die Ruine der ehemaligen 'Mühle' zeugt heute noch von den erbitterten Kämpfen. |
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Nahezu unmerklich der Übergang von der Ukraine nach Russland, sieht man von der vom Nationalgefühl geforderten neuen, bürokratischen Grenze ab. Nur die Dächer der ärmlichen Häuser wechseln ihre Farbe. Waren sie in der Ukraine durchweg grau, sind sie nun in Russland ziegelrot. |
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Zollamt, eines von vielen in Omsk (Sibirien). Ehe wir auch nur den Antrag auf obligate Verlängerung unseres (noch gültigen) Zollpapiers für das Auto stellen konnten, war es auch schon vorsorglich beschlagnahmt! Unzählige Stationen mussten im Verlauf des Prozederes durchlaufen werden, ehe wir nach vielen Stunden, am Ende unserer psychischen Kräfte angelangt, das wichtige Papier aus der Hand einer strahlenden Zollamtsleiterin in Empfang nehmen konnten. |
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Ende April, Westsibirien zur Zeit der Schneeschmelze. Die schlimmste Jahreszeit für die Dorfbevölkerung, denn Schlamm und Wasser bestimmen das Leben. Nur im Hochsommer ist es noch schlimmer. Dann kommen die Mückenschwärme! |
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Es ist kaum vorstellbar, wie die wenigen gebliebenen Alten hier in dieser Wildnis inmitten der Taiga überleben können. Der Schmelzwasserbach treibt meterhohe hellbraune Schauminseln mit sich. |
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Dies hier ist noch eines der grösseren, 'wohlhabeneren' Gehöfte in diesem Ort in Westsibirien. |
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Wir sind in Listvianka am Baikal See. Es herrscht eine Art Volksfeststimmung. Ein riesiger Platz am Ufer des Sees ist dicht belegt mit hunderten von Ständen. Davor und dazwischen drängen sich jede Menge Leute aus Irkutsk, die das Wochenende zu einem Ausflug nutzen, um hier gegrillten Baikal-Fisch zu geniessen. |
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Blick auf das kleine Städtchen Sludanka am SW-Ende des Baikal Sees: Holzhütten entlang von verschlammten Gassen, eine Kaserne, ein Bahnhof der Transsibirischen Eisenbahn und eine Landstrasse, die nach Ulan Ude und weiter in die Mongolei und China führt. |
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Mächtig strömt die Angara vom nahe gelegenen Baikal See nach Norden Richtung Irkutsk. Der schöne, idyllische Platz in der Natur lädt zum Bleiben ein. Aber man muss nicht danach suchen: die ganz und gar nicht umweltbewussten Russen haben auch dieses schöne Ausflugsziel mit ihrem Picknick-Abfall vollgemüllt. |