Moldawien, unbekanntes Land am Rande Europas
Die Einreise in unbekanntes Neuland war problemlos.
Sehr zügig und betont freundlich die Abfertigung, Visa werden ja schon seit
längerem nicht mehr benötigt. Nur der Fahrzeugkontrolle wurde mehr Zeit
gewidmet. Penibel wurden Chassisnummer des LandCruisers mit den Angaben in
den Autopapieren verglichen. Zu häufig werden wohl gestohlene Fahrzeuge
über Rumänien nach Moldawien verschoben.
Auf den ersten Blick schien uns vieles von Ostrumänien her vertraut zu sein.
Beiderseits der Grenze arme Dörfer, deren Bewohner offensichtlich auf
Selbstversorgung angewiesen sind, Pferdewagen auf leeren Landstraßen und eine
weite, sanfte Hügellandschaft mit ungepflegten Weinbergen, soweit das Auge
reicht.
Auf guter Teerstrasse erreichten wir mühelos Chisinau. Sehr abrupt der
Übergang von ländlicher Idylle zur geschäftigen Landeshauptstadt,
deren Erscheinungsbild von Bauten im Stile russisch-sowjetischer Architektur geprägt wird.
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Regierungsgebäude aus Sowjetzeiten
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Neben einer Reihe anderer historischer Großbauten, unübersehbar am Prachtboulevard gelegen,
das Regierungsgebäude, vor dem zu Zeiten der Sowjetunion die
alljährlichen Mai-Paraden stattfanden. In unmittelbarer Nähe das Nationaltheater.
Bunte Ankündigungsplakate diverser Veranstaltungen zeugen vom reichhaltigen
kulturellen Leben in Chisinau.
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Nationaltheather mit reichhaltigem kulturellen Angebot
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Glanz und Elend liegen auch in Chisinau sehr eng beisammen. Das einstige Prachthotel
National ist eine Ruine, mitten in der Großstadt. Wir stiegen in einem ähnlich gestalteten
Hotelbau ab, dem Hotel Cosmos, zentral gelegen und nicht weit weg vom National.
Man sah ihm seine glorreiche Vergangenheit an. Es war vergleichsweise billig und
die Angestellten überaus freundlich. Hier fühlten wir uns wohl, wie in so
vielen altrussischen Hotels, die wir auf verschiedenen Reisen kennengelernt hatten.
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Ruine des einst stolzen Hotels National
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Ein weiteres Überbleibsel aus russisch-sowjetischer Zeit: die finsteren, stickigen,
labyrinthartigen Katakomben in den weitläufigen Unterführungen grosser
Plätze und Boulevards. Hier finden sich hunderte kleinster Einkaufsläden
mit einem riesigen Warenangebot, vom Schuhband bis zum modernen Flachbildfernseher.
Wir nutzten die Gelegenheit und versorgten uns mit einer kleinen Espressomaschine,
nachdem die alte ausgemustert werden mußte.
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Tor zur geschäftigen Unterwelt
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In keiner Stadt, deren Gast wir je waren, fanden wir eine derartige Anhäufung von Wechselstuben
wie in Chisinau. Das ganze Leben scheint sich alleine auf das Wechseln von Geld zu
konzentrieren. Ob das als Anzeichen des Bedürfnisses eines gewissen Teils
der Bevölkerung zu deuten ist, das arme Land bei sich bietender Gelegenheit zu verlassen?
Die EU-Mitgliedschaft wird sehnlichst erhofft, vermutlich aber vergebens. Unsere akademisch ausgebildete
und perfekt deutschsprechende Bedienung in einem sehr guten Lokal sah
in ihrer Heimatstadt keine Zukunft und wollte wieder nach Deutschland, wo sie bereits mehrere Jahre
gelebt hatte. Ohne Visum keine Chance!
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Hier, wie überall in Chisinau, wird Geld gewechselt
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Lässt man sich von den Fußgängerströmen treiben, wird man unaufhaltsam in den
eigentlichen Geschäftsbereich der Stadt gelenkt. Der 'russische' Bazar könnte in
der Form, wie er hier anzutreffen ist, genausogut in jeder beliebigen Stadt Russlands
oder in einer Stadt der früheren Sowjetrepubliken zu finden sein. Das Angebot an einfachen Waren
des täglichen Bedarfs ist riesig. Wir deckten uns mit einer Großladung an mattierten 100W-Glühlampen
aus der Ukraine ein.
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Reges Treiben nahe des 'Russenbazars'
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Eingang zum 'Russenbazar'
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Überwältigendes Angebot an Clopapier
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Moldawischer Wein und Cognac sind der Renner
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Ganz offensichtlich spielt der Weinanbau in Moldawien eine große
wirtschaftliche Rolle. Zu Zeiten der Sowjetunion war klar, wohin die
Produktion verkauft werden konnte. Jetzt hat man mit der Konkurrenz vor allem aus
Georgien zu kämpfen. So bleibt eben mehr übrig für den
Eigenbedarf an Wein und Cognac.
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chinesische Billigware überflutet unzählige Schuhläden
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Wer soll diese Sonnenbrillen kaufen?
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Ruhige Ecke mit russischem Flair am Prachtboulevard
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Nicht weit vom umtriebigen Bazar lädt diese ruhige Ecke
zum Verweilen ein. Die Meisten, Jung und Alt, finden Ruhe
und Erholung in den weitläufigen, penibel gepflegten, typisch russischen
Parkanlagen.
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Die hübsche Disco-Lady lädt zum Event ins Nationaltheater
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Foto gefällig?
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Allzu lange hielt es uns nicht in Chisinau und Moldawien. Immerhin
gewannen wir einen kleinen Einblick in ein uns zuvor unbekanntes Land.
Als nächstes sollte es in die Ukraine gehen, allerdings direkt und
nicht im Transit durch das sich als 'unabhängig' bezeichnende,
russisch-sprachige Pridnestrovije mit der Hauptstadt Tiraspol.
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Und
hier geht's weiter in die Ukraine
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