Lady be Good
Unzählige Fußabdrücke und Reifenspuren ungewissen
Alters bezeugen den häufigen Besuch jenes Ortes in der südlichen Serir
Kalanscho, der auf einer amerikanischen Karte aus dem Jahr 1962 mit 'U.S. Liberator
Bomber Wreck' markiert ist. Nach kurzer, systematischer Suche ist es uns gelungen,
an Hand dieser Karte tatsächlich das Wrack der 'Lady be Good' zu finden. Viel
ist nicht übriggeblieben von dem Flugzeug. Alles was nicht niet- und nagelfest
war, wurde offensichtlich abmontiert und mitgenommen. Und doch genügt der
klägliche Rest, um noch ein wenig von dem tragischen Schicksal zu erahnen,
das die Mannschaft hier im April 1943 erlitten hat...
23.12.1988: Heckkanzel der 'Lady be Good'
Allzu lange wollen wir hier nicht bleiben, um in diesem heiklen Gebiet,
schließlich ist Ägypten recht nahe, nicht noch in Schwierigkeiten zu
kommen. Seit Stunden schon läßt der Satellitenfix auf sich warten. Wir
hegen den nicht unbegründeten Verdacht, die Amerikaner könnten über
Libyen, dem 'Schurkenstaat', das NAVSAT-Satellitensystem ausschalten oder mit
falschen Daten speisen. Wir müssen also über Nacht bleiben, gut
getarnt zwischen Flugzeugtrümmern. Es ist Weihnachtsabend und
erwartungsgemäß wird er uns als sehr still und besinnlich in Erinnerung
bleiben. Das gnadenlose Schicksal der unerfahrenen Flieger will uns nicht aus dem
Sinn. Zwar sind wir seit vielen Jahren schon in der Sahara unterwegs, doch es kann
keinen Zweifel geben, bei einem irreparablen Schaden unseres Wagens wäre uns
hier wohl ein ähnliches Los beschieden...
Erleichtert stellen wir am nächsten Morgen fest, daß der Fix doch noch
geklappt hat. Unserer Weiterfahrt steht nun nichts mehr im Wege. Mit Ausnahme
vielleicht der Minenfelder, die - wie wir von einem befreundeten Vermessungsingenieur
wissen, der vor Jahren da gearbeitet hatte - seit den Zeiten des Zweiten Weltkriegs
östlich der neuen Teerstraße nach Kufra im Sand lauern. Als wir in die
Nähe einer alten Piste kommen, fahren wir noch vorsichtiger, um nicht ein
ähnliches Schicksal wie zwei dort liegengebliebene englische Lastwagenwracks
zu erleiden. Vor fast fünfzig Jahren wurde diese Piste von der 'Long Range
Desert Group' als Verbindung zwischen Kufra und der Oase Siwa geschaffen. Einen
schauerlichen Anblick bieten die beiden verrosteten Wracks vor der Kulisse steiler,
regennasser Dünenberge inmitten dieser verlorenen Einsamkeit.
Wir wollen rasch weg von diesem unbehaglichen Ort. Weiter südlich schwenkend,
halten wir direkt auf weiße, rundliche Dünenrücken zu. Völlig
isoliert liegende schwarze Gesteinsbrocken erregen unsere Aufmerksamkeit.
Später wird unsere Hoffnung, daß es sich um Überreste von Meteoriten
handeln könnte, bei einer Laboruntersuchung im mineralogischen Institut in
München leider enttäuscht.
Das Kufra-Archipel
Ohne Zwischenfälle erreichen wir nach genußreicher Dünenfahrt die
moderne Teerstraße, die uns in wenigen Stunden bequem nach Kufra führt.
Noch vor weniger als zehn Jahren war Kufra nur sehr mühsam zu erreichen. Aus
dem Norden führte eine wenig befahrene Piste durch viele hundert Kilometer
weicher Sandfelder und die Versorgung mit Treibstoff, Trinkwasser und Lebensmitteln
war unterwegs nicht gewährleistet. Dennoch, dies war der schnellste und
sicherste Weg, um nach Kufra zu gelangen.
Die nächstgelegenen größeren Orte im Süden, wie El Fasher im
Darfur, Faya im Borku oder Fada im Ennedi liegen weit über tausend Kilometer
entfernt in einer anderen, einer schwarzen Welt. Auch nach Westen hin, bis Temessa
oder Gatrun im Fezzan, führen nur vereinzelt Spuren über tausend Kilometer
anspruchsvolles Wüstenterrain. Jenseits der Libyschen Sandsee im Osten ist
die ägyptische Oasenstadt Dakhia nur auf Umwegen über gleichfalls mehr
als tausend Kilometer zu erreichen.
Die natürliche Isolation des sogenannten Kufra-Archipels inmitten endloser,
lebensfeindlicher Wüste wurde 1879 von Gerhard Rohlfs, einem der großen
deutschen Afrikaforscher, erstmals durchbrochen. Freilich mußte er die Oasen
fluchtartig verlassen und konnte gerade sein Leben retten. Bis zum Einmarsch der
Italiener in den dreißiger Jahren gelang es nur sehr wenigen Europäern,
die rätselhafte Senussi-Stadt zu besuchen, darunter als erster Frau Rosita
Forbes 1920. Angst und Schrecken verbreitete das Regiment der italienischen Besatzer.
In Panik floh der größte Teil der Bevölkerung Kufras zum Uwainat
und weiter nach Nukheila, wo sie dem tödlichen Treiben des gefürchteten
Räubers Gongoi ein Ende setzten, nach Dakhia, nach Bornu und ins Tibesti.
Fast alle, tausende von ihnen, verdursteten und kamen elendiglich um.
Heute ist Kufra Verwaltungszentrum und eine aufstrebende Stadt mit Schulen,
Krankenhäusern, Post und Flughafen, Fernsehstation und Telefonverbindungen nach
Europa. Begünstigt durch das noch überreichlich vorhandene Wasser, konnte
die Landwirtschaft stark ausgebaut werden und erwirtschaftet beachtliche
Überschüsse.
Über die Arkenu-Düne zum Jebel Uwainat
Trotzdem, lange hält es uns nicht in Kufra. Schnell haben wir unsere
Vorräte an Trinkwasser sowie Diesel ergänzt und uns am gut sortierten
Markt mit frischem Obst und Gemüse versorgt.
Das nächste Ziel unserer Fahrt ist das isoliert im Grenzdreieck Libyen,
Ägypten, Sudan liegende Bergmassiv des Jebel Uwainats. Von kreisförmiger
Struktur, ragt es nahezu 1200 Meter aus einer endlosen Sandebene empor. Sein Umfang
mißt einhundertzwanzig Kilometer. Den östlichen, sandsteingeformten Teil
kennen wir bereits von früheren Reisen durch Ägypten und hinunter in den
sudanesischen Darfur. So ist es besonders spannend, sich dem Gebirge diesmal von
der libyschen Seite her zu nähern. Gleichzeitig können wir damit die
letzte offene Lücke unserer etappenweisen Traversierung der gesamten Sahara
vom Roten Meer zur mauretanischen Atlantikküste auf Pisten schließen.
Spät am Nachmittag machen wir uns auf die Suche nach der südlichen
Ausfahrt Kufras.
Als Anhaltspunkt dienen uns die Plateauränder des Jebel el Tallab, an dessen
östlichem Rand die Piste liegen muß. Die Teerstraße endet an den
Feldern im Süden der Stadt und setzt sich mit tief ausgefahrenen Spuren in
iner feinkiesigen Piste fort. Schon sitzen wir fest! Wir sollten besser den
Reifendruck wieder reduzieren. Bald ist ein windgeschützter Lagerplatz
gefunden. Noch vor Sonnenuntergang um 17 Uhr tun wir uns an köstlich dampfenden
Spaghetti gütlich.
Mitten in der Nacht reißt uns bedrohlich lautes Motorengebrumm aus dem Schlaf.
Schemenhaft quält sich eine Karawane schwerer Mercedes-Lkw mit aufheulenden
Motoren durch den weichen Sand der Piste dem Süden zu. Am Morgen können
wir ihren tiefen Spuren leicht folgen. Sie orientieren sich an den alten Wegzeichen
der Italiener. Jeden Kilometer ragt eine drei Meter hohe Eisenstange aus dem Sand,
ein Richtungsdreieck an der Spitze.
Die nächsten zweihundert Kilometer bergen so manche Überraschung. Zuerst
kurvige Berg- und Talfahrten durch sandverwehte Gebirgsreste, dann erste
Dünengürtel, die, ihrer unabsehbaren Ausdehnung wegen, besser gleich
gequert werden. Weitere Dünen sind von den zehn Meter hohen Kämmen in
einiger Entfernung genau in unserer Fahrtrichtung auszumachen. Insgesamt sieben
Dünenzüge werden wir auf unserem Weg zum Jebel Uwainat überwinden
müssen. Je näher wir dem Massiv kommen, um so breiter und weicher werden
sie. Die letzte Barriere vor dem Jebel Arkenu bildet ein zwei Kilometer breites
Dünenfeld, das wir dank der bulligen Zugkraft unseres starken Motors
souverän, ohne einzusanden, meistern.
Jetzt haben wir Muße, das sich vor uns ausbreitende Panorama zu betrachten
und sind begeistert von der Schönheit der Landschaft. Im Osten, in greifbare
Nähe gerückt, das ringförmige Granitmassiv des Jebel Arkenu, dessen
südlicher Eingang seit Jahrhunderten von einer mächtigen Talha-Akazie
bewacht wird.
Die berühmte Talha-Akazie am südlichen Eingang zum Jebel Arkenu
Weit vor uns im Süden ist der Jebel Uwainat im blaßblauen Dunst zu erahnen.
Der Blick ist frei und ungehindert. Hin und wieder ragen einzelne Bergkegel aus
der weitläufigen Ebene empor, keine Spur von Sandfeldern oder gar
größeren Dünenzonen, und doch erstreckt sich die berüchtigte
Arkenu-Düne über fünfzehn Kilometer zwischen Arkenu und Uwainat.
Von unserem Rastplatz aus können wir sie nur nicht erblicken, denn sie liegt
bereits hinter dem Horizont und mit einer Höhe von vielleicht
zwanzig Metern ist sie auch nicht besonders imposant.
Die Arkenu-Düne: nicht hoch, aber puderweich.
Wir fahren in den LKW-Spuren.Die Düne wird ganz rechts gequert.
Jebel Uwainat links in der Ferne sichtbar.
Wir haben Glück: In einiger Entfernung kriechen gerade die Mercedes-Lkw aus
Kufra durch den Sand und hinterlassen eine solide verfestigte Spur, die wir uns
zunutze machen. Wieder auf festem Boden angekommen, haben die Lkws Halt gemacht,
hunderte von Sudanesen räkeln sich im Sand, andere präparieren einen
zerfetzten Reifen mit Diesel für ihr Lagerfeuer.
Wir nutzen die Gelegenheit, nach dem Woher und Wohin zu fragen und Informationen
über den libyschen Grenzposten einzuholen. Die Sudanesen sind Gastarbeiter,
die lange Zeit in Libyen arbeiteten, um nun wieder über Mellit im Darfur in
ihre Heimatorte zurückzukehren. Wie wir, so freuen auch sie sich, wieder einmal
mit jemandem Englisch sprechen zu können.
Ain Zuaia, libyscher Grenzposten am Jebel Uwainat:
Mellit im Darfur ist ihr Ziel. Pannen, Durst und marodierende Banden
warten auf sie. Ein Reifen wird angezündet, es gibt Tee!
Aussenposten Ain Zuaia
Nach kurzer Fahrt entlang des westlichen Randes des Jebel Uwainats sind wir am
südlichen Wendepunkt unserer Tour angekommen. Eine Containersiedlung, ein
Kurzwellendipol, unzählige graue Mercedes-Lkw und weiß gekleidete
Sudanesen neben Bergen abgeladener Ware signalisieren uns, den Grenzposten Ain Zuaia
erreicht zu haben. In gebührlichem Abstand vor dem Container mit der libyschen
Nationalflagge und den davor geparkten LandCruiser Pick-ups halten wir an. Gelassenen
Schrittes begeben wir uns, so als gäbe es nichts Selbstverständlicheres
als unsere Anwesenheit hier in Ain Zuaia, zum Postenkommandanten. Überraschung
steht den teeschlürfenden Beamten ins Gesicht geschrieben. Seit Jahren war
Libyen für Touristen gesperrt, der Jebel Uwainat ohnehin nur mit Sondergenehmigung
zu besuchen und nun tauchen hier unangemeldet zwei Touristen auf. Das verheißt
eine Menge Arbeit!
Freundliche Begrüßung, allgemeines Händeschütteln, man fragt
auf Englisch nach unseren Absichten. Wo die Genehmigung aus Kufra sei, will der
Captain wissen. Natürlich haben wir eine solche nicht, wozu auch, wollten wir
ja nur mal die Felsbilder sehen. Die Pässe werden uns abgenommen und die Daten
per Funk nach Kufra gemeldet. Bis Antwort und Weisung kommen, haben wir genügend
Zeit, uns an diesem Flecken ein wenig umzusehen.
Der Grenzposten wickelt nur lokalen Grenzverkehr ab
Ganz in der Nähe müßten die eindrucksvollen Felszeichnungen sein,
die wir aus dem Almasy kennen. Leider kennt niemand die Fundstätten. Die
Beamten und Soldaten kommen alle aus Nordlibyen, aus Benghazi oder Tripoli und
verbringen an diesem abgelegenen Ort nur vorübergehend ihre Dienstzeit.
Für ihre Rückkehr in die Zivilisation werden schon eifrig große
Pläne geschmiedet. Ein Haus in Kufra will sich Mohammed, der Zöllner
bauen. Sein Chef hingegen träumt von einer Reise nach Deutschland, um dort
eine jener sagenhaft billigen Mercedes-Limousinen zu erwerben. Aber auch dem
einfachen, eintönig erscheinendem Leben in der Wüste wissen sie positive
Seiten abzugewinnen. Sie schätzen die Freiheit, trotz reglementiertem
Dienstbetrieb, das zu tun, wonach ihnen gerade der Sinn steht.
Mohammed berichtet, gerade von einer Spritztour rund um den Uwainat zurückgekommen
zu sein. Er wollte nur mal sehen, was es neues gäbe. Und tatsächlich hat
er - schon weit auf ägyptischem Gebiet - im Karkur Talh frische Reifenspuren
von Unimog-ähnlichen Fahrzeugen und einem Motorrad entdeckt. Der Menge der
geleerten und zurückgelassenen Löwenbräu-Dosen entsprechend,
können das nur Deutsche gewesen sein, lautet seine fachmännische Meinung.
Neben der relativen Freiheit des Lebens, ist es auch das Naturerlebnis, für
das sich diese Menschen ihren Sinn bewahrt haben. Für sie ist die Wüste
keine Ödnis, drohend und lebensfeindlich. Im Gegenteil, sie bietet die Chance
zu entspannen, wieder zu sich selbst zu finden.
Das Hauptquartier in Kufra hat sich noch nicht gemeldet. So nehmen wir die Einladung
unseres neuen Freundes Mohammed an und steigen mit ihm hinauf in die schroffe
Bergwelt des Uwainat. Große, rundliche Granitknollen sind nicht immer zu
umgehen. Mit Händen und Füßen müssen wir sie erklettern. Bald
bleibt das Lager unter uns. Wir folgen der Wasserleitung der Italiener, die einst
zum Befüllen eines gemauerten Reservoirs mit frischem Quellwasser angelegt
wurde. Verborgen unter haushohen Granitrundlingen liegen einige Wasserlöcher,
die nur mehr eine schmutzige Brühe enthalten. Als Reserve für ihre
beschwerliche Reise in den Darfur verschmähen die Sudanesen selbst dieses
'Wasser' nicht.
Zurück nach Kufra!
Bei unserer Rückkehr ins Lager gibt es Neuigkeiten. Nichts Erfreuliches, wir
müssen noch heute zurück nach Kufra, das sind immerhin mehr als 360
Kilometer ziemlich schwerer Piste. Wir versuchen, dem Kommandanten klar zu machen,
daß es bald dunkel wird und wir bei Nacht nicht fahren. Wir sollten uns da
keine Sorgen machen, meint er, er würde uns ein Begleitfahrzeug mit zwei
Soldaten mitgeben. Nach längerem Palaver einigen wir uns, daß wir schon
vorfahren und bei Einbruch der Dunkelheit an einem bestimmten Punkt auf unsere
Aufpasser (mit den Pässen) warten. Am nächsten Morgen würden
wir dann gemeinsam nach Kufra fahren.
Unser Start verzögert sich: wir sind zu einem ausgiebigen Abendwessen eingeladen.
Noch vor der Querung der Arkenu-Düne bricht die Dämmerung herein.
Obwohl wir noch eine Fahrstunde vom vereinbarten Treffpunkt entfernt sind, schlagen
wir unser Lager auf. Spät in der Nacht werde ich wach. Motorengeräusch.
In weniger als fünfzig Metern Entfernung brettert ein Toyota Pick-up an uns
vorbei nach Norden und verschwindet in der Nacht. Das war unser Begleitfahrzeug,
es hat uns nicht gesehen.
Problemlos queren wir am nächsten Morgen die Arkenu-Düne. Am vereinbarten
Treffpunkt wartet niemand auf uns. Also fahren wir weiter. Irgendwo werden wir
uns schon begegnen. Das kommt dann schneller als gedacht. Zuerst sehen wir am
Horizont eine Staubwolke, die schnell größer wird und sich zweifellos
uns nähert. Dann erkennen wir den Toyota, der uns offensichtlich gesucht und
nun entdeckt hat. Zwei wutverzerrte Gesichter blitzen uns an und lassen nichts
Gutes erwarten. Nur gut, daß wir nicht verstehen, was sie sagen; die beiden
Soldaten sprechen nur Arabisch. Als sie auf ihre Gewehre deuten, ist uns klar,
woran wir uns bis Kufra zu halten haben. So fahren wir also stur hinter dem
wieselflinken Pick-up her. Die beiden Soldaten scheinen die Gegend bis Kufra wie
im Traum zu kennen. Durch das freie Gelände weit abseits der Piste preschend,
wählen sie geschickt die günstigsten Passagen.
Zu Mittag nähern wir uns Kufra durch grüne Getreidefelder und
Gemüsegärten. Im Hof der Kaserne ist zunächst einmal Endstation.
Wir werden in einem großen Buch registriert und kurz vernommen. Die Pässe
bleiben verschwunden. Es geht weiter zur Polizei. Man bittet uns, Platz zu nehmen
und zu warten. Es dauert nicht lange und Mr. Abdallah erscheint, unsere Pässe
in Händen haltend. In gutem Englisch macht er uns auf die Gefahren aufmerksam,
in die wir uns begeben hätten, als wir ohne seine Genehmigung, will sagen,
ohne Militärbegleitung, zum 'hot spot' Jebel Uwainat gefahren sind. Die Gegend
sei unsicher, werde von dubiosen Banden bedroht. Wenn wir es aber wünschten,
könne er uns für die nächsten Tage eine Genehmigung in Aussicht
stellen. Da wir nicht schon wieder mit einer Militärbegleitung unterwegs sein
wollen, lehnen wir dankend ab und nehmen aufatmend unsere Pässe entgegen...
Tazerbo
Nun geht es wieder zurück nach Norden. Dummerweise entscheiden wir uns für
die Teerstrasse. 180 Kilometer rumpeln wir so über die im Verfall begriffene
Fernverkehrsstrasse nach Benghazi. Bei Bir Harasch folgen wir den unzähligen abbiegenden
Spuren über weite Sandfelder nach Westen. Den Richtfunkturm von Tazerbo
bereits in Sicht, finden wir zwischen den Kupsten einen geschützten Lagerplatz.
Da wir genügend Wasser und Diesel in Kufra bunkern konnten, geht es nördlich
an Tazerbo vorbei. Stellenweise ist der Sand recht weich, sodass unser Motor ganz
schön auf Touren kommt.
Inzwischen sind wir auf ein mit Fässern markiertes Spurenbündel gestossen.
Es führt schnurstracks auf einen beachtlichen Dünengürtel zu, einen
nördlichen Ausläufer der Rebiana Sandsee. Die Spuren schlagen einen Haken
nach Süden. Wir verlassen den festen Boden, es geht in die Dünen hinein.
Die Fassmarkierungen verschwinden, sind zumindest nicht mehr sichtbar. Auf der
Suche nach dem Weg durch das nun ziemlich weiche Dünengebirge sind wir jetzt
auf unsere Intuition angewiesen. Nur gut, dass das Wetter mitspielt. Bei Sandsturm
wäre hier ein Durchkommen nicht so leicht möglich.
Auf dem Weg zum Wau en Namus weisen vereinzelte Fässer
den Weg durch die 4 Dünengürtel nordwestlich Tazerbo
Kaum haben wir den Dünengürtel hinter uns gelassen, kommen auch schon
wieder die Spuren, die zu einer Piste zusammenführen. Und da sind auch die
Fässer! In den Dünen haben wir sie vergeblich gesucht...
Wir folgen nun dieser gut ausgefahrenen Piste zum Jebel Maruf. Vor langer Zeit
war hier Meer: Unzählige Fossilien und puderfeiner Fech-Fech legen beredtes
Zeugnis hiervon ab.
Wieder am Wau en Namus
Links im Bildhintergrund der mächtigeZentralkegel des
Wau en Namus
Sehnlichst erwartet, kündet endlich schwarzer Aschenboden von der Nähe
des Wau en Namus. Auch diesmal sind wir überwältigt von dem
atemberaubenden Blick in das gigantische Rund des Kraterkessels, der von einem
schrundigen Zentralkegel um hundert Höhenmeter überragt wird. Wir sind
uns einig: dies ist ein würdiger Abschluß unserer Tour durch den
einsamen Südosten Libyens.
Morgenstimmung am Wau en Namus:
tief hängen schwere Regenwolken
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Am Kraterrand: mühsam kämpft der Benzinkocher
gegen den eisigen Wind
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