Welcome to Nagorno Karabagh!
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Im Möchte-Gern-Staat
Nachdem wir schon einmal in Goris waren, von der iranischen Grenze
kommend, lag es nahe, einen Abstecher ins total unbekannte Nagorno-Karabagh zu wagen.
In Yerevan hatten wir uns zuvor schon an dessen 'Botschaft' (Permanent Representation
of the NKR in Armenia) ein Visum der 'Artsakh Republic', einem Marionettenstaat der
Armenier, ausstellen lassen. Zusätzlich
versah man uns mit einer 'Accreditation Card', in der die in Nagorno-Karabagh
zu besuchenden Regionen aufgelistet waren. Außer Stepanakert war nichts angegeben.
Ausdrücklich untersagt war ein Besuch der Frontline, was aber nicht verwunderte.
Knapp vor dieser 'Frontline' liegend und zum verbotenen Gebiet gehörend, liegt das, wie es in einem
Reiseführer beschrieben wird, an Hiroshima erinnernde Ruinenfeld der Stadt
Agdam (39° 59.600'N 46° 55.900'E). Hier konzentrierte
sich der Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan. 100.000 Aserbaidschaner wurden getötet oder
vertrieben. Seitdem ist die einstige Großstadt tot, sieht man von Soldaten ab, die sich beiderseits
der Frontlinie kampfbereit gegenüberstehen.
Der Grenzposten überprüfte Accreditation Card und Visum, trug die Daten in ein dickes Buch ein,
stempelte die Visa eigenartigerweise aber nicht ab. Während er von einheimischen
Grenzgängern tüchtig kassierte, blieben wir erstaunlicherweise unbehelligt.
Die gut ausgebaute Strasse nach Stepanakert (früher: Xankändi) führt in
vielen Kurven durch bewaldete Berge und erinnerte ein wenig an gewisse Gegenden in den
Karpaten. Kurz vor Stepanakert öffnet sich die Berglandschaft und gibt einen weiten Blick auf die
Stadt frei bis hinunter in die Ebene, die bereits zu Aserbaidschan gehört.
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Randbezirk von Stepanakert mit Blick in Richtung Aserbaidschan
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Stepanakert erwies sich als kleines, verschlafenes Städtchen mit wenig
Verkehr. Selbst das beste Hotel am Platze, das Hotel Armenia, macht einen recht bescheidenen
Eindruck, von außen. Wir logierten im Hotel Heghnar, der Empfehlung einer Botschaftsmitarbeiterin in
Yerevan folgend. Und wir haben es nicht bereut. Es war sauber und modern eingerichtet, die
Hotelbediensteten freundlich.
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Armenia, das beste Hotel am Platze
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Ein Spaziergang durch die Stadt brachte nicht viel Bemerkenswertes zu Tage. Da waren die
einfachen Wohnviertel, nur wenige Geschäfte, noch weniger Restaurants, aber überdimensionale
Regierungsbauten im besten Viertel rund um das Hotel Armenia. Das Außenministerium, bei dem
wir uns zu melden hatten, bestand allerdings nur aus 2 Zimmern in einem kleinen Einfamilienhaus.
Das Restaurant 'Russia', in dem wir zu Abend aßen, war offensichtlich das modernste
und exquisiteste in der Stadt.
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hier speisen wir und allerlei dubiose Gestalten...
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kaum Verkehr im Zentrum von Stepanakert
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Haushaltswaren billigst im Angebot!
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von geflüchteten Azeris aufgegebenes Haus
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Um Stepanakert den Anschein einer echten Hauptstadt zu geben, haben wohlwollende
armenische Mäzene weder Mühen noch Kosten gescheut, die Stadt zu verschönern.
So entstanden ein Sportstadium, Museen und Regierungsgebäude, die alle über eine
gewaltige Treppenanlage erreichbar sind.
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beiderseits der Treppenanlage Regierungsgebäude und Museen
unten in der Ebene hinter den Hügeln liegt bereits Aserbaidschan
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beliebter Park im Stadtzentrum nahe des Regierungsviertels
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In den Abendstunden strömen die Menschen in den Park, man sieht viele Jugendliche
und ganze Familien. Sobald die Parkplätze überfüllt sind, sperrt die Polizei
alle Zufahrtsstraßen. Unglaublich, welch ein Trubel dann hier herrscht!
Es ist völlig ungewiß, ob und wie lange der momentane Freiden im Land
aufrecht erhalten werden kann. Mehrere russische Vermittlungsversuche zwischen den armenischen und
aserbaidschanischen Kontrahenten blieben ergebnislos.
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Und
hier geht's weiter in die Türkei
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