Sotschi
Luxusläden entlang der Strandpromenade


Mondänes Leben in Sotschi


Wie in der Ukraine, so wurde auch in Russland der bürokratische Aufwand bei der Einreise mit dem eigenen Fahrzeug weiter abgebaut. Die Grüne Versicherungskarte wurde ohne lange Diskussion anerkannt, die Temporäre Importlizenz für die Dauer der Gültigkeit des Touristenvisums erteilt. Es konnte also los gehen!

Russland sollte diesmal nur eine kurze Zwischenetappe auf dem Weg in den Kaukasus sein. Aus Sicherheitsgründen war es nicht angeraten, zum Elbrus oder nach Grozny oder zum Kaspischen Meer zu fahren. Der Grenzübergang nach Georgien an der Hauptverbindungsstraße von Vladikavkaz über die historische Grusinische Heeresstrasse nach Tiflis war für den normalen Touristenverkehr, zu dem auch wir zählten, nicht passierbar. So blieb uns also nichts anderes übrig, als die Fähre von Sotschi nach Trabzon zu nehmen, um von dort in die Kaukasusländer weiterzureisen.

Neben Rostov am Don und Krasnodar, beides eindrucksvolle Großstädte voll pulsierenden Lebens, bereitete das uns zuvor völlig unbekannte Anapa am Schwarzen Meer eine riesige Überraschung. Hier schien die Mittelschicht halb Russlands den Urlaub zu verbringen. Unzählige Hotelneubauten und Vergnügungsstätten riesigen Ausmaßes wurden geschaffen, um den Menschen angenehme Tage zu garantieren. Man schien sich an die italienische Adria versetzt! Das Wasser lädt hier wie dort in keiner Weise zum Baden ein und der grobkiesige Strand wird wohl nur von den hartgesottenen Russen akzeptiert. Nur nahe Eysk am Asow'schen Meer schien die Wasserqualität noch übler. Der gesamte Küstenstreifen von Azov nach Eysk ist vollgepflastert mit primitiven Urlaubsquartieren für das arbeitende Volk, das froh sein konnte, in sozialistischen Zeiten hier einen Urlaubsplatz zugewiesen erhalten zu haben. Da spielte die Wasserqualität des unappetitlichen Asowschen Meeres schon gar keine Rolle mehr!

Der bergige Küstenstreifen von der Hafenstadt Novorossiysk nach Sotschi macht schon einen besseren Eindruck. Entlang der kurvigen Landsraße liegen versteckt in weitläufigen Parkanlagen Ferienheime und Hotels gehobener Qualität, wo früher vermutlich die Parteibonzen ihren Urlaub verbringen durften. Ab und zu findet man auch gutbesuchte Campingplätze mit einfachsten Sanitäranlagen.

Je näher man Sotschi kommt, umso dichter wird die Bebauung, bis sie schließlich in einem weit in die Berge hinein reichenden Chaos endet. Mit der Bebauung nimmt auch die Zahl der SUVs und sonstiger Luxusautos zu. Erstaunlicherweise fanden wir auf Anhieb einen Parkplatz nahe der mondänen Uferpromenade, die wir gleich einmal entlangschlenderten.



Restoran
auf einen Kilometer: ein Luxus-Restaurant nach dem anderen


Lighthouse
Open-air Konzerthalle 'Festival'


Strandcafe
Cafes und exquisite Cocktailbars dürfen auch nicht fehlen


Liegerstühle
Leere Liegestühle? Es ist Vorsaison!
(Die Reichen shoppen noch in Dubai)


Kiesstrand
vor der 'Trattoria' grober Kiesstrand für Normalbürger


Besiktash aus Zanzibar
Neben dem Badebetrieb läuft das Abwracken der gestrandeten Besiktash aus Zanzibar


Hafenabfertigungsgebäude
Das einstige Abfertigungsgebäude im Hafen von Sotschi,
heute ein Luxuseinkaufszentrum


Kassa 5
Im Hafenbereich an der Kasse 5 gibt es Fährtickets nach Trabzon



In unmittelbarer Nähe des imposanten Hafenabfertigungsgebäudes, das zu einem Luxuseinkaufszentrum umgestaltet wurde, findet man die Fahrkartenverkaufsstelle der Fährlinie. Im Internet konnten wir nichts über Fahrplan und Preise finden, auch antwortete das Büro auf unsere eMail-Anfrage nicht. An der Kasse Nr.5 erfuhren wir, daß schon am nächsten Tag ein Schiff nach Trabzon fahren würde und zwei Tage später ein anderes. Wir buchten also gleich die Passage mit der ERKE und verzichteten auf den Besuch der im Bau befindlichen Olympiastätten in den Ausläufern des Kaukasus. Der Preis von umgerechnet 630 Euro (ohne Bett in Kabine) war schon recht happig, angesicht des gebotenen Luxus. Bezahlt werden konnte nur in Rubel, die man in der Wechselstube an der Rückseite des kleinen Gebäudes erhielt.

Da es also schon am folgenden Tag losgehen sollte, verzichteten wir auf die Hotelsuche und beschlossen, auf dem weitläufigen Parkplatz direkt vor der Hafeneinfahrt zu übernachten. Der Platz schien dafür sehr gut geeignet. Dummerweise schlugen wir Warnungen, die Nacht hier zu verbringen, in den Wind...

Am frühen Abend wurde der Parkplatz voller und voller, ein reges Treiben setzte ein, Autos kamen und fuhren gleich wieder, oder wollten fahren, konnten aber nicht, da sie sich in den schmalen Durchfahrten gegenseitig blockierten. Es herrschte also das Chaos! Und es sollte noch schlimmer kommen. Wie holländische Reisende berichteten, die schon die Nacht zuvor versuchten, hier zu übernachten, würde nach Mitternacht bis früh in den Morgen ein unbeschreiblicher Lärm herrschen, produziert von extra-starken Lautsprecheranlagen in den geparkten Fahrzeugen. Schließlich erkannten wir das Problem und suchten uns am Rande eines nahegelegenen Parks einen ruhigen Schlafplatz.


Einfahrt zum Fährhafen
Einfahrt zum Fährhafen


Dieser Lastzug aus der Ukraine hatte Pech! Er war zu lang für die winzige ERKE und wurde nicht an Bord gelassen. Immerhin konnten 14 PKW die Passage nach Trabzon antreten! Die Abfertigung durch den russischen Zoll und die Grenzpolizei war schnell und professionell.


Erke
Dieser üble Seelenverkäufer wird uns nach Trabzon schippern


Wir hatten ja schon weit mehr als 50 Reisen per Autofähre hinter uns. Doch dieses Schiff einer türkischen Reederei, in Rumänien registriert, war wohl noch übler als die Al Aboud, die uns von Djeddah nach Suakin brachte. Auf der ERKE stank es derart infernalisch, daß als Alternative zur Benutzung der verlotterten Sitzreihen, an ein Übernachten im Auto gar nicht zu denken war. Den holländischen Mitreisenden, die in ihrem Wohnmobil schliefen, haftete noch lange nach der Ausschiffung ein penetranter Gestank an. Wie sie unter diesen lebensfeindlichen Umständen im Bauch des Schiffes überhaupt überleben konnten, blieb uns rätselhaft.

Die Sesselreihen lagen im Zwischendeck und konnten nur in einer stark gebückten Haltung, also fast kriechend, erreicht werden. Dank der ruhigen Überfahrt gelang es uns doch ein wenig Schlaf zu finden, aber erst nachdem wir die Fenster geöffnet hatten und frische Luft atmeten...Die Toilette war wirklich schlimm und erinnerte ein wenig an die Kombüse, in der ein unappetitlicher Fraß zubereitet wurde.

Wie froh waren wir, als wir nach nicht endenwollender Hafenprozedur in Trabzon auf Anhieb ein Lokantasi fanden, das uns mit besten Speisen und einer vorzüglichen Bedienung die Überfahrt vergessen ließ...




Und hier geht's weiter nach Georgien





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