In einschlägigen Foren wird zum Teil sehr ausführlich über das Prozedere der Fährpassage vom Iran in die UAE oder umgekehrt
berichtet. Zum Beispiel
hier.
Ergänzend hierzu nun unsere eigenen Erfahrungen bei den Passagen im November 2014 und Januar 2015.
Kauf der Passagiertickets
Planmässige Abfahrtszeiten in Bandar Abbas sind Mittwoch und Samstag, jeweils 21:00 Uhr.
Die Fährtickets der Valfajr Shipping Co. sind in allen Reisebüros Iran-weit erhältlich. Wir besorgten sie uns einige Tage vor Abfahrt bei 'Rah e Jonub e Bandar Abbas', das im
2. Stock eines mehrstöckigen Gebäudes mit der Aufschrift 'South Shipping Line' am Pasdaran Boulevard, ca. 4 km westlich des Stadtzentrums,
zu finden ist (27°09.935'N 56°13.776'E).
Die zur Verladung des Fahrzeugs als Frachtgut erforderlichen Papiere ('Bill of Lading' etc.) sollten bis zur Einschiffung fertig sein.
Ein Papier, das uns die Einfahrt in den Bahonar-Hafen erlauben sollte, wurde uns zusammen mit den Tickets ausgehändigt.
Die Frachtkosten für das Auto sollten wir nach Ankunft beim Agenten in Sharjah bezahlen.
Kampf gegen den bürokratischen Moloch im Hafen
Am Tag der Abfahrt, einem Mittwoch, fanden wir uns bereits vor 08:00 Uhr am Hafeneingang ein (27°09.278'N 56°12.360'E). Gleich hinter dem Eingangstor auf der linken
Seite sind drei Container aufgestellt. Hier ist die erste wichtige Station bei der Erledigung der Zoll- und Hafenformalitäten. In allen folgenden (unzähligen) Schritten durch
die Bürokratie ist stes damit zu rechnen, dass niemand auch nur ein Wort Englisch versteht. Dennoch zeigen sich viele Perser an unseren Problemen interessiert und wollen
helfen, doch der gute Vorsatz verläuft meist im Sande, da wir mangels Sprachkenntnissen unsere Probleme nicht deutlich genug artikulieren können.
Als nächstes begibt man sich in das Zollgebäude (27°09.263'N 56°12.279'E), das gleich hinter dem großen Gebäude der Hafenbehörde liegt. Hier herrscht ein
lebhaftes Durcheinander. Zur Bearbeitung des Carnets geht man zu jenem Schalter, der dem Eingang am entferntesten liegt. Was jetzt folgt, dauert viele Stunden
und ist kaum im Einzelnen zu beschreiben. Wichtig sind eiserne Nerven, ein Getränk und Proviant. Wenn nach Stunden alle Zollformalitäten erledigt sind, beginnt
der Hürdenlauf erneut, und zwar bei der Hafenbehörde und dem nicht Englisch sprechendem Agenten der Valfajr Shipping Line, der ja die Ladepapiere hat.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurden schon unzählige Kopien verlangt, die aber (gegen Bezahlung) in einer kleinen Bude am Eingang des Zollgebäudes gemacht werden können.
Gegen Abend waren dann alle Prozeduren abgeschlossen. Was noch ausstand: der Kampf um die Boarding Card und die langwierige Passkontrolle durch die Immigration. Die Zollkontrolle
entfällt praktisch, da das Auto nicht kontrolliert wird. Es steht (mit Spezialgenehmigung der Hafenpolizei) noch immer vor dem Schiff. Die Lademannschaft wollte unsere
Autoschlüssel, die wir aber nicht hergaben. Das Auto konnte dann, nachdem alle Passagiere an Bord gegangen waren (um 21:00 Uhr), eigenhändig an Bord gefahren werden. Die Ladung
außer unserem LandCruiser: einige LKW-Anhänger mit Marmorplatten. Abfahrt des Schiffes (Hormuz-14, gebaut von Mitsubishi 1991) um 22:45 Uhr. Ankunft in Sharjah um 10:45 Uhr.
Die Nacht verbrachten wir in unserem Auto.
WARNUNG VOR SCHLEPPERN im Hafen von Bandar Abbas!
So mühsam, frustrierend und nervenaufreibend die Abfertigung bei Zoll, Hafenbehörde und Immigration auch sein mag, man sollte nicht auf 'Helfer' hereinfallen,
die sich ungefragt und mit offiziellem Anstrich, der eigenen Probleme annehmen wollen. Wir hatten so einen Fall selbst erlebt. Dadurch, daß er uns die Pässe, die Autopapiere und das
Carnet ungefragt abnahm und sich energisch auf den nächsten Schalterbeamten stürzte, erweckte der Mann den Eindruck, als gehöre er hier zum Personal. Aber auch dieser Mann
hatte mit der Bürokratie sehr zu kämpfen, obwohl er perfekt Farsi sprach. Als wir also da standen und auf das weitere Geschehen warteten, kamen wir in Kontakt mit einem
anderen gut Englisch sprechenden Perser, der angab, ebenfalls von dem ersteren betreut zu werden. Und dann kam es heraus: für die treuen Dienste
unseren 'Helfers' sollten wir 175 USD zahlen. Jetzt war klar, dass da was faul war. Denn bislang war der Tarif für bewusst engagierte Helfer bei 50 USD gewesen. Wir
protestierten also vernehmlich mit Unterstützung einer engagierten Zollbeamtin, bis sich die beiden auf und davon machten und im Laufe des Tages nicht wieder in Erscheinung
traten.
Das Problem also war nicht so sehr, daß wir eine, allerdings weit überhöhte, Summe Geldes für eine zweifelhafte Leistung hätten bezahlen sollen,
das Problem vielmehr war, daß dieser 'Helfer' ganz leicht mit all unseren Papieren in dem Trubel hätte verschwinden können.
Weitere Formalitäten nach Ankunft in Sharjah
Nachdem alle 150 Passagiere das Schiff verlassen hatten und mit Bussen zur Ankunftshalle chauffiert wurden, konnten wir auch das Auto von Bord fahren.
Ein Polizeiwagen geleitete uns zur Abfertigung durch die Immigration. Nach Erteilung des kostenlosen Touristenvisums kommen wir in Kontakt mit Herrn Raju,
der für die Al Hili Marine Services die Frachtabfertigung im Hafen (25°21.815'N 55°22.584'E) erledigt und die nötigen Papiere für Zoll und Hafenbehörde erstellt.
Als erstes kassiert er die Frachtgebühren für den Transport des Fahrzeugs von Bandar Abbas nach Sharjah (in UAE Dirhams). Zu unserer Erleichterung hatte Mr. Raju einen
Laufzettel vorbereitet, der uns half, die folgenden Schritte durch die Hafenbürokratie mühelos zu tun.
Zunächst muß durch Beamte am Hafen-Haupttor die Identität unseres Fahrzeugs überprüft werden (Chassis-Nummer). Dann geht es zum Zollgebäude
(25°21.551'N 55°22.578'E), das außerhalb des Hafengeländes liegt. An den Schaltern des Zolls links vom Eingang wird die Einfuhr des Fahrzeugs an Hand des
Carnets dokumentiert, darauf wendet man sich zu den Schaltern auf der rechten Seite und erhält ein Papier der Hafenbehörde. Die Bezahlung erfolgt in bar in AED.
Es gibt im Schalterbereich einen VISA-ATM, der Bargeld ausgibt. Schließlich noch zu YARD 6 (25°21.646'N 55°22.478'E), eine kleine Bude nahe des Kais,
in der die Erlaubnis zum Verlassen des Hafens mit dem Fahrzeug erteilt wird. Drei Stunden nach Ankunft konnten wir das Hafengelände verlassen!
Kosten der Überfahrt mit der HORMUZ-14:
2 Passagiertickets 3,6000.000 Rial
Bill of Lading 1.650.000 Rial
Seefracht und Speditionskosten 2.270 UAE Dirham (AED)
Zollkontrolle 20 AED
Carnetgebühr 80 AED
Shore handling 270 AED
GESAMT: umgerechnet 670 EUR
Kauf der Passagiertickets
Abfahrten finden planmäßig jeden Dienstag und Freitag um 21:00 Uhr statt. Tickets sind erhältlich bei den AL HILI MARINE SERVICES.
Zu finden im Erdgeschoss des Al Ikhlas Towers (25°19.750'N 55°22.045'E).
Dieser liegt gegenüber des bekannten Petrofac Towers nahe der Al Khan Street. Ansprechperson ist Mr. Nazer.
Er kann auch über eMail (nazer[at]alhili.com) auf Englisch kontaktiert werden.
Nach Ausgabe der Tickets werden das Carnet und der Kfz-Schein einbehalten. Zusammen mit den auf dieser Basis erstellten Frachtpapieren werden diese
dann von AL HILI MARINE SERVICES den Zollbehörden zwecks Ausfuhr vorgelegt. Wir erhalten zudem ein Papier, das es uns ermöglichen soll, das
Fahrzeug in das abgeschlossene Hafengelände zu fahren. Die Bezahlung von Tickets und Frachtpapieren erfolgt bar in AED im Büro von AL HILI.
Abwicklung der Formalitätern bei Zoll und Hafenbehörden
Nächster Schritt: Spätestens am Morgen des Tages der Abfahrt muß das Auto in den Hafen gebracht sein, ansonsten werden zusätzliche Kosten
verrechnet! Nach Kontrolle der Fahrgestellnummer am Eingangstor zum Hafen (25°21.584'N 55°22.613'E) fahren wir zum YARD 6 (25°21.646'N 55°22.478'E).
Der Hafenbeamte verlangt, daß wir unser Auto in einer offenen Halle unterstellen und ihm die Autoschlüssel übergeben. Wir begeben uns zum AL HILI Office
(25°21.815'N 55°22.584'E), wo wir Mr. Raju treffen, der die gerade angekommene HORMUZ-12 abfertigt. Von ihm erfahren wir, was noch zu tun ist:
Zoll und Hafenbehörde müssen aufgesucht werden.
Beide Dienststellen finden wir im großen Zollgebäude außerhalb des Hafengeländes (25°21.551'N 55°22.578'E). Mit den von Mr. Raju erhaltenen Papieren
werden die Prozeduren bei Zoll (links des Eingangs) und Hafenbehörde (rechts) zügig erledigt. Als Problem erweist sich einmal mehr, daß wir von außerhalb
des Hafengeländes zunächst nicht mehr zu unserem Wagen bei YARD 6 gelassen werden. Mit Mühe gelingt es schließlich doch.
Bis zum Öffnen der Immigration-Schalter im schäbigen Ausreisebereich um 16:00 Uhr haben wir nun mehrere Stunden frei, da alles bereits erledigt ist.
Boarding und Überfahrt
Die Schalter der Immigration öffnen erst um 17:00 Uhr. Mehr als 100 Passagiere sitzen apathisch, nach Geschlechtern getrennt, in den unbequemen Stühlen.
Als wir sehen, daß einer von 5 Beamten das Schiebefenster aufmacht, um die ersten Pässe abzustempeln, sind wir schon da und werden als eine der ersten
bedient, nicht ohne 35 AED Ausreisegebühr pro Person zu bezahlen. Die zumeist persischen Passagiere werden einzeln zum Immigration-Schalter hinbestellt.
Sobald eine gewisse Anzahl Personen abgefertigt ist, werden diese in einen Bus verfrachtet und zum Schiff gefahren. Wir müssen zuerst einmal den Mann von YARD 6
im Hafengelände suchen, um unsere Autoschlüssel wieder zu bekommen. Auf das Schiff, die HORMUZ-12, dürfen wir aber erst, nachdem so gut wie alle Passagiere bereits
an Bord sind. Während unserer nachmittäglichen Abwesenheit sind diesmal doch einige Lastzüge an Bord gekommen. Uns wird ein guter Platz hinter der Auffahrt
zugewiesen, was uns in Bandar Abbas erlauben wird, als erste an Land zu fahren. Kurz vor Abfahrt des Schiffes um 22:00 Uhr taucht Mr. Raju an Bord auf und
übergibt uns das Carnet und den Kfz-Schein. Kaum hat das Schiff abgelegt, wird ein einfaches Abendessen, ähnlich dem, was an Bord eines Billigfliegers serviert wird,
ausgeteilt. Da wir heute noch nichts gegessen haben, schlagen wir zu und verschwinden anschließend in unserem Auto, wo wir eine ungestörte Nacht verbringen.
Bürokratie nach Ankunft im Hafen von Bandar Abbas
Nach ruhiger Überfahrt, Ankunft in Bandar Abbas, Bahonar Port um 10:00 Uhr (27°09.193'N 56°12.241'E). Nach Anlegen der HORMUZ-12 kommen Beamte
in Zivil an Bord und kassieren wortlos unsere Pässe.
Aus dem Trubel in der Ankunftshalle werden wir in eine stille Ecke gelotst, wo wir die Pässe tatsächlich wieder sehen, sie aber erst nach fast 2 Stunden Interviews in zwei
Geheimdienstbüros gestempelt zurückbekommen. Das Auto steht noch im geschlossenen Hafenbereich vor der Auffahrt auf das Schiff. Um es aus dem Hafen zu bekommen,
sind nervenaufreibende Aktionen nötig.
Zunächst müssen wir ein Taxi auftreiben, das uns zum Büro der Schiffahrtslinie bringt (27°09.935'N 56°13.776'E). Dort, im zweiten Stock, erhalten wir ein Papier
zur Vorlage bei Zoll und Hafenbehörde. Bezahlt hierfür wird bar in Rial bei der Bank am Gebäudeeingang. Zurück zum Hafen. Als nächstes müssen die Zollformalitäten
erledigt werden. Ganz hinten in der Schalterhalle der apathische Beamte, dessen Job es eigentlich ist, Carnets (Import) zu bearbeiten. Es dauert Stunden,
bis wir uns mühsamst durch sämtliche
Stationen gekämpft haben. Zwischendurch war auch ein handfester Streit um Zuständigkeiten zwischen sehr hoch gestellten Beamten mitzuerleben. Es folgt die nächste
Tortur bei der Hafenbehörde im Hinterhof des Zollgebäudes. Es stellt sich heraus, daß die Fahrgestellnummer kontrolliert werden muß. Aber selbst der Beamte, der
dies zu kontrollieren hatte, wurde von den Hafenpolizisten nicht auf das abgeschlossene Hafengelände gelassen. Erst als es uns gelang an der richtigen Stelle einen Passierschein
zu bekommen, war der Zutritt zum Toyota möglich. Als nach schier endlosen Schritten durch die Bürokratie ein Ende nahe schien, mußte noch, gegen Barzahlung,
am anderen Ende des Hafens, versteckt in einer riesigen Lagerhalle (27°08.823'N 56°12.167'E) die schriftliche Ausfahrtgenehmigung eingeholt werden. Jetzt konnten
wir zwar den abgesperrten Hafenbereich verlassen, nicht aber den frei zugänglichen Hafenbereich. Zuvor mußten die Fahrzeugdaten an Hand des abgestempelten
Carnets noch in dicke Bücher in dem Container (27°09.270'N 56°12.348'E) am Eingangstor vermerkt werden. Das war's dann! Sechs Stunden nach der Ankunft waren wir
wieder frei hinzufahren, wohin wir wollten.
Kosten der Überfahrt mit der HORMUZ-12:
2 Passagiertickets 600 AED
Seefracht und Speditionskosten 1.400 AED
Bill of Lading 350 AED
Fahrzeugkontrolle Zoll Sharjah 35 AED
Shipping Agent Bandar Abbas 1 Mio Rial,
Hafengebühr Bandar Abbas 270.000 Rial
Ausfahrtgenehmigung Hafen Bandar Abbas 200.000 Rial
sonstige Kosten (Taxi Bandar Abbas, Kopien) 85.000 Rial
GESAMT: umgerechnet 560 EUR
Noch ein Hinweis
Nach der Ankunft im Hafen von Bandar Abbas müssen diverse Barzahlungen in iranischen Rial geleistet werden. Es besteht eine Geldwechselmöglichkeit
an einem Schalter in der großen Ankunfts- und Abfahrtshalle bei Ankunft eines Schiffes. Wir hatten uns nicht darauf verlassen und bereits in Sharjah
USD in iranische Rial gewechselt. Aber: es gibt keine Bank die USD in Rial wechselt, auch die beiden iranischen Großbanken wechseln nicht!
Es gibt nur eine einzige Wechselstube, die problemlos umtauscht:
die SALIM Exchange, in der Corniche Road, nördlich des Al Hisn Forts, im sog. 'Iranian Bazar' (25°21.600'N 55°23.000'E) im Stadtbezirk Al Shuwaiheen.
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