Im 'weiten, wilden Iran'
- Kebap, Reis und Tee -
Um nicht gleich schon bei der iranischen Einreise unangenehm aufzufallen, mußte Gerti rechtzeitig erst einmal die obligate
züchtige Verkleidung vornehmen. Diese geriet dann perfekter als die Mullahs es erlauben und als viele Mädchen in den größeren Städten die Vorschriften
der Religionswächter interpretieren. Das sah dann so aus:
Da in den nördlichen Regionen wegen starker landwirtschaftlicher Nutzung und dichter Besiedelung kaum ein freier Übernachtungsplatz in der
Natur zu finden war, mußten wir uns auf die Suche nach einem akzeptablen Hotelzimmer machen. Niemand konnte uns in Quchan dabei
helfen. Schließlich fanden wir eines, das laut altem Lonely Planet Führer kurz vor der Fertigstellung stehen sollte. Es war zwar fertig,
von außen zumindest sah es so aus, es war aber geschlossen.
So fuhren wir weiter nach Bodjnurd, wo wir im größten Hotel am Platze für 40 EURO unterkamen. Wir freuten uns schon auf ein gutes Abendessen im
hoteleigenen Restaurant. Da jedoch erst spät am Abend serviert wird, verzichteten wir und griffen zu unseren Vorräten.
Das traditionelle Silk Road Hotel in Yazd ist der Anlaufpunkt aller Rucksacktouristen. Nicht verwunderlich, daß die wenigen Zimmer bereits ausgebucht waren.
Man schlug uns vor, gleich neben an, in der Nische eines kleinen Platzes, im Auto zu übernachten, was wir auch gerne taten. Wir waren ungestört,
konnten die Toilette im Hotel benutzen und uns ein schmackhaftes Kamelgulasch servieren lassen.
Die Verpflegung im Iran stellte sich als problematisch heraus. Restaurants wie z.B. in der Türkei haben wir praktisch nicht gesehen. An frequentierten
Orten findet man jedoch mit etwas Glück kleine Buden, die Kebaps, meist mit Fladenbrot verkaufen. Am besten, man isst in den größeren Hotelrestaurants.
Hier gibt es zwar auch meist nur Kebaps, aber statt Fladenbrot gibt es einen riesigen Teller mit dampfendem, weißen Reis. Sieht gut aus, ist aber total
geschmacklos. Nach dem dritten oder vierten Restaurantbesuch dieser Art verzichtet man gerne darauf und kocht sich bei passender Gelegenheit sein eigenes
Essen. Auf unserer langen Reise durch den Iran hatten wir nur zwei Mal wirklich gut gespeist. Bei unserer Rückfahrt in Shiraz und dann in Tabriz,
beide Male in großen 4- bzw. 5-Sterne Hotels!
Die Versorgung mit Grundlebensmitteln wie Brot, Obst unbd Gemüse, Milcherzeugnisse und abgefülltes Wasser ist in vielen kleinen Läden leicht möglich.
Große Malls mit Lebensmittelabteilungen wie in Russland sind uns nie begegnet, wir haben aber auch nicht danach gesucht. In den Bazars wie in diesem
diesem in Yazd wird alles angeboten, nur keine Lebensmittel.
Überall zu finden kleine Läden mit einem überwältigenden Angebot an Gewürzen, Trockenfrüchten und Nüssen. Hier ist nur ein kleiner,
bescheidener Laden zu sehen.
Besonders begehrt sind Süßigkeiten, die in unüberschaubarer Vielfalt von spezialisierten Geschäften angeboten werden. Leider sind die
ganz hervorragenden dunkelbraunen Datteln aus Bam nicht im Angebot, da diese dem devisenbringenden Export vorbehalten bleiben.
Am Stadtrand Bandar Abbas ist eine große, moderne Mall im Entstehen. Ob diese dann Käuferströme aus dem zentral gelegenen, populären Bazar
anlocken kann, ist eher nicht zu erwarten. Das mehrstöckige City-Kaufhaus im Herzen Bandar Abbas mit seinen hundert Läden war
bei unseren Besuchen nie überfüllt. Selbst das moderne Fast-Food Restaurant im Eingangsbereich schien geschlossen zu sein.
Immerhin hätten wir in einem winzigen Sportgeschäft in einer einsamen Ecke in der obersten Etage des Geschäftszentrums alpine Bergausrüstung
inklusive Steigeisen und Pickel kaufen können. Zu unserer großen Verwunderung versicherte uns der freundliche Verkäufer, es bestehe große
Nachfrage nach seiner Ware von Kunden, die Bergtouren am Demavend unternehmen würden!
Bandar Abbas ist alles andere als eine attraktive Touristenstadt. Nicht nur, weil im Sommer hier ein höllisches Klima herrscht und im Winter
der Sturm bläst. Letzteres hatten wir zu spüren bekommen, als die Decke unseres Badezimmers im obersten Stock des Hotels Kawsar wegen des enormen Winddrucks einstürzte.
Wir hatten Glück gehabt, daß sich der Sturm bald legte. Denn es kommt recht häufig vor, daß der Fährverkehr wegen stürmischen Wetters eingestellt wird.
Mit Ausnahme der Corniche bietet Bandar Abbas nichts. Es sind dort natürlich Hotels und einige der wenigen modernen Geschäfts- und Wohnhäuser zu finden.
Anspruchsvolle moderne Architektur ist rar im Iran, womöglich auch deshalb, weil die nötigen Investitionsmittel offenbar fehlen. In weiten Teilen des Landes
bieten die Dörfer einen ziemlich traurigen Anblick, unfertige Objekte oder aufgegebene Industrieanlagen verstärken den deprimierenden Eindruck. Das am Rande der Lut
gelegene Örtchen Anarak ist hingegen stolz auf seinen alten Stadtkern und präsentiert sich in einem kleinen Museum.
Nach einem Besuch der kleinen Insel Hormuz per Schnellboot vor einigen Jahren waren wir gespannt auf die andere, Bandar Abbas vorgelagerte Insel namens Qeshm.
Hier sollte eine Konkurrenz zur Freihandelszone auf der Insel Kish geschaffen werden. Tatsächlich wurde der kleine Hauptort Qeshm schön hergerichtet, moderne
Hotels und etliche riesige Malls für Shopping-Touristen aus Teheran entstanden. All dies interessierte uns wenig. Wir waren froh, endlich wieder eine Piste,
diesmal an der Südküste der Insel, unter die Räder nehmen zu können.
Die Landschaften in Qeshm sind absolut wüstenartig und lebensfeindlich und überwiegend naturbelassen. So entschloss man sich, einen
ausgedehnten Geo-Park einzurichten, mit ausgiebigen Hinweisen auf zwei Dutzend Natursehenswürdigkeiten. Die tiefe Schlucht in Sandsteinfelsen
gehört auch zu diesen Sehenswürdigkeiten. Ziegenhirten und Bewohner der umgebenden Dörfer kommen hier vorbei, um Wasser aus den beiden Brunnen zu
schöpfen. Denn Wasser ist rar, vor allem auf der Südseite der Insel. Die Brunnenhäußchen werden daher sorgfältig gepflegt (siehe oben).
Die Nordseite der Insel Qeshm zeigt ein ganz anderes Bild. Naturgeschützte Mangrovenwälder säumen die Küsten und die Bergkulisse des Festlandes
ist in der Ferne auszumachen. Diese Seite der Insel ist dichter besiedelt, hier liegt auch der alte Hauptort Laft mit seinen malerischen Gassen.
Unterwegs dorthin kommt man an mehreren Schiffswerften vorbei, in denen Dhaus im traditionellen Stil gebaut werden. Von weitem ist ein bereits ein
durchdringender Gestank nach Chemie wahrzunehmen. Das Rätsel lüftet sich, sobald man die Werft betreten hat: hier werden keine wirklich traditionellen
Dhaus aus schweren Tropenholzbalken gebaut, sondern Halbschalen aus Fiberglas zusammengeklebt!
Die Tage in der wüsten, menschenleeren Wildnis von Qeshm ließ den Trubel und das Verkehrschaos von Bandar Abbas rasch vergessen. Doch zwei Mal
erhielten wir Besuch. Von Ferne mußten wohl Pick-up Fahrer auf unser weißes Gefährt aufmerksam geworden sein, das da weitab in den Bergen mit offener
Motorhaube stand. Ratlosigkeit war den Insassen ins Gesicht geschrieben, hatten sie vermutlich angenommen, die beiden Touristen seien mit einer Panne
liegengebleiben. Glücklicherweise war dem nicht so, was die Miene der potentiellen Helfer sichtlich erhellte. Eine ganze Weile unterhielten wir uns
radebrechend mit den freundlichen Persern, bis sie sich wieder beruhigt davon machten.
Nicht nur auf Qeshm gibt es bizarre Wüstenlandschaften. Am nordwestlichen Rand der Wüste Lut, gleich hinter Shadad an der Landstraße nach Birjand,
sind beispielsweise die Qaluts zu bestaunen. Viele kilometerlange 'Berg'-Züge, entstanden aus winderodierter Lehmebene, zwischen den Zügen
ausgetrockneter Lehmsumpf. Auf einer schmalen Teerstraße über ein fast 4000 m hohes Gebirge ist dieses Naturspektakel von Kerman aus leicht erreichbar.
Erst recht
interessant wird es, wenn man ins Zentrum der Wüste Lut vordringen will, was aber ausgesprochenen Spezialisten vorbehalten bleibt. In den
30er Jahren des letzten Jahrhunderts war die Erforschung der großen Wüsten Irans der Dasht-e-Lut und der Dash-e-Kavir noch ein lebensgefährliches
Unterfangen. Nicht minder lebensbedrohlich verdeckte Reisen durch die Provinzen Sistan und Beluchistan. Doch daran hat sich bis heute nicht sehr
viel geändert.
Alfons Gabriel publizierte etliche Bücher über seine Reisen durch ein 'weites, wildes Iran'. Sie sind jedem Iran-Fahrer eine interessante und
herausfordernde Lektüre.
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