Wie auf unseren Reisen mehrfach beobachtet, ändert sich bei Überschreiten der Grenze
das Landschaftsbild oft total, so auch diesmal auf dem Weg von den UAE zum Oman. Während um Al Ain herum noch intensiv Landwirtschaft
in flacher Sandwüste betrieben wurde, gab es nun breite, ausgetrocknete Flussläufe (Wadis), an deren Ufer sich die Vegetation mit
saftig-grünen Akazien zu einer Baumsavanne verdichtete, wie wir sie aus dem südlichen Sahel kannten. Ein idealer Platz zum Übernachten!
Wir blieben nicht lange allein. Vor Sonnenuntergang kam ein Vater mit Sohn im Pick-up vorbei,
auf der Fahrt zu seinem Gehöft auf der anderen Seite des Wadis, um einen kleinen Plausch mit uns (auf Englisch!) zu machen.
Die Ungezwungenheit und Freundlichkeit erinnerte stark an ähnliche angenehme Begegnungen mit den Menschen im Iran.
Das erste, was wir im Oman zu erledigen hatten, war die Visabeschaffungsprozedur an der iranischen Botschaft in Al Khuwayr (Muscat)
für die Rückreise in knapp zwei Monaten in die Wege zu leiten. Wie hier
ausführlich geschildert, erwies sich das nicht so einfach wie erwartet. Denoch waren wir guter Hoffnung, daß alles wie gewünscht ablaufen würde
und machten uns nach wenigen Tagen Aufenthalt in Muscat auf die lange Reise entlang der vor kurzem fertig gestellten Küstenstrasse nach Salalah,
im subtropischen Süden des Landes.
So schön die neue Autobahn von Muscat über Qurayyat nach Sur auch zu fahren ist, so sehr ist es doch zu bedauern, daß die alte schmale Küstenpiste mit
den direkten Zugängen zu den malerischen Wadis Shab und Tiwi verschwunden ist. Im geschäftigen Sur werden immer noch Dhaus gebaut. Im Gegensatz zu den Bootswerten
in Qeshm (Iran) verwendet man hierzu traditionell nach wie vor hartes Tropenholz aus Südost-Asien (statt Fiberglas!).
Das kleine Städtchen macht einen sehr gepflegten Eindruck. Fast alles ist neu gebaut oder bestens renoviert. So auch im Nachbarort Ayja, auf der
gegenüberliegenden Seite der Bucht. Versteckt zwischen sanierungsbedürftiger Bausubstanz aus den Zeiten vor der Öffnung des Omans
findet man Spuren liebevoller Verschönerung.
Nach Sur verschwindet die pittoresque Bergkulisse der Al Hajjar ash Sharqi und man erreicht eine ziemlich öde, flache Küstengegegend. Ab
Al Ashkarah geht es weiter nach Süden auf der neuen Teerstrasse. In Qihayd münden die tiefen Spuren aus den Wahibah Sands kommend auf die Küstenstraße.
Als wir das letzte Mal vor sieben Jahren hier fuhren, war die schwere Sandpiste entlang des Küstenstreifens eine echte Herausforderung. Der
Bau der Teerstrasse war aus wirtschaftlichen Gründen durchaus geboten, da die Fischerei darauf angewiesen ist, ihren Fang schnellstmöglich in die
Bevölkerungszentren im Norden des Landes zu bringen. So kann man heute einen beständigen Strom speziell ausgerüsteter Toyota Pick-ups beobachten,
wie sie mit ihrer tonnenschweren Last die Strasse entlang rasen.
Bautafel in Qihayd: hier entsteht eine Meerwasserentsalzungsanlage!
Qihayd besteht, wie alle anderen 'Orte' an der Küste aus einer lockeren Ansammlung einfachster Fischerhütten. Und dennoch baut die Regierung
hier eine Meerwasserentsalzungsanlage.
Zwischen Qihayd und Ras ar-Ruwais fanden wir in den flachen Dünen abseits der Straße einen schönen Platz zum Übernachten. Einer zufällig
im Toyota vorbeikommenden neugierigen Fischersfrau zeigten wir die vielen Schlangenspuren um unser Auto herum. Kein Problem,
meinte die Frau. Wenn die Schlangen Anstalten machen zu beißen, einfach mit dem Stock eins drauf geben! Später, beim Besuch des Naturkundlichen
Museums in Qurum (Muscat), kamen wir in eine Abteilung, wo die netten Tiere ausgestellt waren. Mit etwa 30 cm Länge und 1.5 cm Dicke sind sie zwar
ziemlich klein, dafür aber sehr giftig! Wir waren schon etwas erschrocken, als wir am nächsten Morgen aus dem Auto stiegen und sahen,
daß sich in unseren Fußabdrücken vom Abend zuvor frische Schlangenspuren abzeichneten !
vereinzelte Schlangenspur in der Mitte am unteren Bildrand zu erkennen!
Und noch etwas Besonderes bot dieser Platz: eine Fata Morgana! Mit zunehmender Dunkelheit erschienen immer mehr Lichter, die sich an einem bestimmten
Ort im Norden konzentrierten. Es mußte sich zweifellos um ein Fischerdorf weit hinter dem Horizont handeln, das über mehrere Stunden hinweg so
in Erscheinung trat. Tagsüber war jedoch nicht die geringste Spur von diesem Ort zu sehen!
Von dem winzigen Ort Shana aus wollten wir die Insel Masirah besuchen. Es brauchte nur 5 Anläufe, bis der omanische Ticketverkäufer
der National Ferries Company dann doch noch das Ticket ausgestellt und gedruckt hatte. Nur leider war die Rückfahrt falsch gebucht: zu
dem angegeben Termin gab es gar keine Rückfahrtsmöglichkeit. Doch das sollten wir erst später bemerken. Die Fähre Shannah, ein Katamaran, war erst wenige
Wochen zuvor in Dienst gestellt worden (IMO 9680308, Rufzeichen A4BB6). Mit uns reisten etwa 20 andere Fahrzeuge und 50 einheimische Passagiere.
die Shannah auf der Überfahrt nach Masirah
Der Hauptort Hilf ist ein verschlafenes Nest mit Hotel, Tankstelle, kleinen Supermärkten und einem Türkischen Restaurant.
Hier trafen wir die einzigen Autotouristen auf unserer ganzen Tour, Franzosen. Das riesige graue
Radom, das die Stadt überragt, erinnert noch an die Zeit, als an der Nordspitze der Insel das englische Militär aktiv war.
Von den Sendemasten der aufgegebenen BBC-Kurzwellen-Relaisstation ist nichts mehr zu sehen.
Yemenitische Fischer im Hafen von Masirah. Katzenhaie werden zu hunderten gefangen
Nach Shana wendet sich die Küstenstraße ins Landesinnere, um nach 50 Kilometern den regionalen Hauptort Mahoout (früher auch: Hiji) zu erreichen.
Außer zwei oder drei indischen Foodstuff Miniläden ist hier wirklich nichts geboten. Brot gibt es keines, aber immerhin Wasser in Flaschen.
Die Regierung ist offensichtlich sehr bemüht, den desolaten Ort durch die Errichtung pompöser Verwaltungsgebäude ein wenig aufzuwerten.
im Geschäftszentrum von Mahoot (Hiji)
Die folgenden paar Hundert Kilometer geht es in einigem Abstand immer der Küste entlang durch recht langweilige, wüstenartige Gegenden. Hin und wieder
kommt man an einer kleinen Tankstelle im Niemandsland vorbei. Der einzige größere Ort ist Duqm, der zum größten Containerhafen Omans ausgebaut
wird, aber von weitem keinen sehr einladenden Eindruck macht. Schließlich erreicht man in Shalim die von Hayma kommende Hauptstrasse. Die
Versorgungsmöglichkeiten sind auf das Allernötigte beschränkt. Es gibt aber eine Tankstelle. Im nächsten Streckenabschnitt bis Salalah erklimmt
die neue Teerstraße einen fast tausend Meter hohen Gebirgszug, von dem aus sich ein atemberaubender Blick auf das tiefblaue Arabische Meer bietet.
neue Straße zwischen Ash-Shuwaymiyah und Hasik
Fischer am Arabischen Meer
Die alten ehedem isolierten Küstenorte wie Sadah, Mirbat und Taqah sind nun bequem erreichbar, was zur Folge hat, daß sie sehr an Ursprünglichkeit verloren
haben. Vor allem in Taqah und Mirbat hat die Bauwut um sich gegriffen und eine Vielzahl neuer Hotels und Resorts geschaffen.
Kurz vor Taqah zweigt eine schmale Piste meerwärts von der Hauptstraße ab und führt zu jenem sagenumwobenen Ort Samburam am Khor Ruri, der Jahrhunderte
lang der wichtigste Exporthafen für Weihrauch aus dem Dhofar war. Vor sieben Jahren fanden wir hier nur - in unseren Augen - völlig uninteressante
Steinhaufen an der antiken Stätte vor. Nun haben tüchtige Tourismusmanager ihren 'Wert' erkannt und der überbordenden Phantasie der Archäologen freien Lauf
gelassen, die Stätte wieder (natürlich auf alt getrimmt) neu entstehen zu lassen. Uns hat das wenig beeindruckt.
Noch peinlicher der 'Wiederaufbau' der sogenannten Burganlage in Shisr. Tourismusmanager sind der festen Überzeugung, das dort, im Bereich des
Sinkholes, das antike Urbar läge. Der Großteil der wissenschaftlichen Welt ist allerdings anderer Meinung. Was uns dort wirklich beeindruckt hat,
das waren die Myriaden aggressiver Fliegen, die den Besuch des Ortes zur Qual werden ließen.
Nach etwas über 1100 Kilometer hatten wir unser Ziel Salalah erreicht! Das Hotel Al Hanaa, günstig und doch ruhig im Zentrum gelegen gab es noch!
Ein Wunder, da die philippinischen Betreiber schon vor sieben Jahren ziemlich ausgepowert waren und den Job nur noch mit halber Kraft erledigten.
Das Zimmer war sauber und preiswert: nur 15 OMR (ca. 30 EUR) inkl. Parkplatz und WLAN.
Salalah hat sich glücklicherweise seinen gepflegten, etwas verträumten Charakter erhalten. Nur zu den Stoßzeiten am Morgen und Abend gerät der
Verkehr auf den Hauptstraßen wegen Stau ins Stocken. Was uns doch sehr verwundert hatte und niemand erklären wollte, war, daß die alten Dhofari
Häuser östlich des Souqs an der Küstenstraße so aussahen, als würden sie demnächst alle abgerissen, um einem neuen, mondänen Viertel Platz zu machen.
hier wohnt niemand mehr! Alle Häuser sind entkernt und warten anscheinend auf den Abriss
An die ausgedehnten tropischen Plantagen hat sich offensichtlich noch niemand herangetraut. Kokosnüsse, Bananen, Mangos werden nach wie vor
angebaut und werden auch im letzten Winkel des Omans auf den Märkten angeboten.
Man sollte ruhig die Küstenstraße weiter nach Osten fahren.
Man gelangt dann nach wenigen Minuten zur Al Balid Archaelogical Site, mit dem Schiffahrtsmuseum und dem Museum des Weihrauchlandes.
Schon im 11. Jahrhundert war an dieser Stelle ein prosperierender Handelsplatz, der sich über einen Kilometer die Küste entlang hinzog.
Im 14. Jahrhundert war es Ibn Battuta, der von der Schönheit dieser Stadt schwärmte. Noch heute ist ein wenig davon zu erkennen.
Mit viel Wehmut verlassen wir Salalah, um uns auf den zweiten Abschnitt unserer Oman-Tour zu begeben. Zuerst die Küste weiter nach Westen bis
kurz vor die yemenitische Grenze, dann über Mudday und Qafa (mit einem Abstecher nach Al-Mazyunah, der Grenzstadt zum Yemen) nach Al-Hashman.
Hier beginnt die Rub el Khali. Ob es gelingt, vom 19. Breitengrad nach El Mushash an der Saudi-Grenze und von dort über Marsawdad nach Qatbit
an der Hauptstraße Nr. 31 zu gelangen scheint fraglich, eher unmöglich, wenn man die Gegend in Google Earth betrachtet.
Al-Hashman besteht aus einem alten Fort und einigen neuarbauten Reihenhäusern. Von alters her sammelten sich hier die Kamelkarawanen, ehe sie
in die Rub el Khali aufbrachen. Einkaufsmöglichkeiten oder gar eine Tankstelle gibt es nicht. Dafür eine breite, gut gepflegte Piste nach Norden
die in weiten Bogen hohe Dünen umgeht und selten auch niedrige Kämme bequem quert.
nördlich von Al-Hashman auf der Piste durch die Rub el Khali
60 Kilometer hinter Al-Hashman erreicht man bei 18°49.352'N 53°16.182'E unvermittelt eine Wasserstelle zwischen grünen Büschen.
Aus mehreren Rohren kommt klares, leicht schwefeliges Wasser (siehe unten). Vor langer Zeit machte sich ein TATA Tankfahrzeug auf den
Weg hierher, um Wasser aufzufüllen. Beim Rückweg blieb er liegen und ist als Wrack drei Kilometer südlich dieser Wasserstelle
heute noch zu sehen (18°47.526'N 53°15.535'E).
Und schon 30 Kilometer weiter bei 19°03.750'N 53°19.664'E die nächste Wasserstelle, mit einem Schild "SITE-16, N-RAMLAT, AL HASHMAN" markiert
(siehe unten).
Nach weiteren 34 Pistenkilometern die nördliche Wasserstelle bei 19°16.718'N 53°19.664'E. Ein Schild nennt den Ort: Burkhana 1. Etwa einen Kilometer
weiter westlich, an einen Dünenhang geschmiegt, drei Militäcontainer und ein Militärfahrzeug. Die Besatzung läßt uns unbehelligt.
Wir fahren noch 22 Kilometer weiter und finden einen schönen Rastplatz in einer Dünenbucht bei 19°24.680'N 53°18.756'E. Von hier sind es
keine drei Kilometer Luftlinie bis zur Saudi Grenze. Ganz offensichtlich wurde der Platz von Kamelkarawanen genutzt, die auf dem Wege nach
Saudi Arabien waren. Wir haben nicht vor, der Piste, die vermutlich weiter der Grenze entlang nach El Mushash führt, zu folgen.
Militärfahrzeuge unbekannter Herkunft düsen nicht weit von unserem Lager in Richtung der Grenze. Sollten es Saudis sein, so wollen wir denen
nun gar nicht in die Hände fallen.
Auf den nahezu 150 Kilometern seit Al-Hashman haben wir sehr aufmerksam nach Spuren gesucht, die von der geschobenen Piste, auf der wir unterwegs waren,
nach Nordosten abzweigen. In verschiedenen Karten sind 'Pisten' eingezeichnet, die vom Brunnen Al-Hashman nach Mushash (19°39.356'N 54°00.169'E)
und weiter nach Marsawdad und Qatbit verlaufen. Deutliche Spuren oder gar Spurenbündel waren jedoch nirgends zu finden, wohl aber verwehte, alte Spuren, denen zu folgen ein
großes Wagnis gewesen wäre. Tatsächlich haben wir in der Nähe des Brunnens Al-Hashman bei 19°04.876'N 53°20.958'E ziemlich deutliche Spuren
ausmachen können, die aber recht bald in einem hohen Dünenkamm verschwanden.
Pistenabzweig (?) bei 19°04.876'N 53°20.958'E
Mehr als dreißig Jahren waren wir auf Reisen in der Sahara
unterwegs, meist alleine, selten mit einem Begleitfahrzeug. Nie hatten wir Bedenken, auch die entlegensten Winkel der Sahara zu erkunden. Doch was wir
hier in der Rub el Khali sahen, jagte uns doch einen gelinden Schauer über den Rücken, wenn wir daran dachten, hier alleine unterwegs zu sein. Ohne
mehrere gut ausgerüstete Begleitfahrzeuge mit sehr erfahrenen Piloten, ohne einheimischen Führer, trotz GPS, ist die Tour durch die Rub el Khali
dann ein Himmelfahrtskommando. Das heißt nicht, daß die von uns angedachte Tour nicht möglich wäre, sie ist nur extrem riskant.
Es gibt Reiseunternehmer, die solche Touren anbieten, aber nur in Gruppen. Wir lernten im Verlauf der Reise Herbert und Monika kennen, zwei
Vorarlberger, die einen Teil des Jahres in El Bustan verbringen. Sie wissen genau was es bedeutet, durch die Rub el Khali zu fahren und sie haben
deshalb einen unheimlichen Respekt vor dieser Wüste. Wie sagte doch ein alter Beduine? Das schönste an der Rub el Khali ist, wenn sie einen
wieder frei gegeben hat und man sie heil verlassen kann!
Rub el Khali, Blick aus 1800 m Höhe © Google Earth Bildmittelpunkt bei 22° 43.500' N 54° 25.000' E
Und hier noch Lesenswertes zum Thema 'Leeres Viertel' und 'Rub el Khali':
- Wilfried Thesiger: die Brunnen der Wüste. Mit den Beduinen durch das unbekannte Arabien. PIPER, München 1959.
Dieses Standardwerk ist wohl jedem Wüstenfan ein Begriff!
- Bruce Kirkby: Im Leeren Viertel. Auf dem Kamel durch die arabische Wüste, Piper Verlag München, 2001, ISBN 3-89029-209-7.
Ein fesselnder Bericht über eine einsame Kameltour auf den Spuren Thesigers! 1000 Wüstenkilometer in 40 Tagen.
- George Steinmetz: Empty Quarter. SAUDI ARAMCO world, Vol 61, No.1, 2010, p.16-33. Eine phantastische Diaschau
hier.
- George Steinmetz: Empty Quarter: A Photographic Journey to the Heart of Arabian Desert. Abrams, 2009, ISBN 978-8109-8381-6
Von unserem Lagerplatz an der Saudi-Grenze waren es knappe 80 Kilometer Luftlinie bis Mushash und für uns doch so unerreichbar! Was lag ferner, um
es auf einem anderen Wege noch einmal zu versuchen? Es ging also auf der Hauptstraße 31 zunächst nach Qatbit. Unübersehbar dort der Wegweiser:
Marsawdad
Mushash
Ghaneem
Mandar ad Dhabyan
Shagag
|
30 km
135 km
78 km
81 km
112 km
|
Ab Qatbit nach Marsawdad eine breite, schnelle Piste durch ein weitläufiges, flaches, unbefahrbares Dünenfeld, wo wir nach 30 km von einem Militärposten
an einem kleinen Fort (bei 19°25.823'N 54°24.916'E) gestoppt wurden. Frage: wo ist unser zweites Auto? Haben wir nicht,
wir sind alleine! Das sei aber schlecht, denn Einzelfahrzeuge dürfen nicht passieren. Die Soldaten und der herbeigerufene
Captain waren zwar sehr freundlich, blieben aber unnachgiebig. Also hatten wir wieder Pech gehabt, mit Mushash. Nicht gar so schlimm,
denn der weitere Verlauf der Reise sollte uns für dieses Versäumnis voll entschädigen.
Zurück in Muscat mußten wir uns zunächst um das Iranvisum kümmern. Zu unserer großen Enttäuschung war es der deutschen, auf Iran-Reisen spezialisierten Agentur
nicht gelungen, die Referenznummer zu besorgen. Auf Empfehlung der iranischen Botschaft wandten wir uns an eine iranische Agentur in Muscat, die uns auch ohne
Referenznummer die Touristenvisa innerhalb von nur 2 Tagen beschaffte! Damit waren wir alle Sorgen los und konnten neue Pläne schmieden!
Über booking.com hatten wir ein passendes Hotel gebucht, zentral gelegen, mit Restaurant und eigenem Parkplatz, das MUTRAH-Hotel.
Es war das allererste Hotel am Orte, das Anfang der 70-er Jahre gegründet wurde, als sich nach dem Umsturz durch Qabuz der Oman der westlichen Welt
öffnete. Die Hotelleitung ist darauf besonders stolz und pflegt es dementsprechend. Hervorragend das Abendessen zu günstigem Preis. Seit Russland
das erste Bier vom Faß!
Die nächsten Tage nutzten wir, ein wenig durch die alten Gassen Mutrahs zu schlendern, das zentrale Regierungsviertel in Muscat zu bestaunen und
uns in den modernen Stadteilen um Qurum am Strand zu entspannen. Was uns ganz und gar nicht gefallen hatte, das waren die drei in gigantischem Maße
überdimensionierten Kreuzfahrtsschiffe, die gleichzeitig (!) in dem kleinen Sultan Qabuz Stadthafen vor Anker lagen. Genau dort, wo sonst nur die
stolze Yacht von Sultan Qabuz und die bekannte Dhau zu bewundern sind. Was war die Folge? Tausende von kaum bekleideten Touristinnen und Touristen
strömten durch die Gassen und den Souq. Man konnte sich nur schämen, wenn man dies mit ansehen mußte!
alte Handelshäuser an der Mutrah Corniche
bescheidene Moschee im traditionellen Stil im Regierungsviertel
das imposante Royal Opera House in Qurum (Capital Area)
Bei einem Besuch von Herbert und Monika in ihrem wunderschön renovierten Fischerhaus erhielten wir das Angebot, sie auf einer Tour durch die
Berge und weiter durch die Wahibah Sands zu begleiten. Da wir sehr gespannt waren, wie es wohl möglich sein sollte, die gewaltige Bergkette
des Hajar ash Sharqiyah, zwischen dem Golf von Oman und den Wahibah Sands gelegen, zu überqueren, sagten wir gerne zu.
Zunächst wollte Herbert aber noch seine CampingGaz-Flasche auffüllen lassen, ohne Erfolg! Wie wir verschiedentlich zu hören bekamen, war es
im Oman 'aus Sicherheitsgründen' gesetzlich verboten worden, diese Flaschen mit Butan oder Propan aufzufüllen. Neue, gefüllte CampingGaz-Flaschen
waren aber selbst in gut sortierten Camping-Geschäften nicht zu bekommen.
Mazarah vor Bergkulisse des Hajar ash Sharqiyah
Fährt man auf der Küstenstrasse von Muscat über Qurayyat nach Sur, kann man sich kaum vorstellen, daß es möglich ist, über den gewaltigen
Gebirgszug des Hajar ash Sharqijah eine Piste zu bauen, die auch normale Geländewagen benutzen können. Und doch existieren mehrere solcher
Übergänge. Die Auffahrten zu finden bleibt aber guten Landeskennern vorbehalten. Ein solcher ist Herbert. Die Schwierigkeit der Befahrung
einer der vier bekannten Pisten ist also nicht deren extreme Steilheit, sondern die Orientierung im Gelände. Das Problem sind häufige
Pistenkreuzungen im Gipfelplateau trotz etlicher Wegweiser zu kleineren Ortschaften, die auf keiner Karte verzeichnet sind. Verirren ist
also durchaus im Bereich des Möglichen.
in Fiyag beginnt der recht steile Aufstieg
Von El-Bustan bis Al Mintarib (Badiyah) am nördlichen Rande der Wahibah Sands waren es ca. 140 km durch Schluchten und wilde Berglandschaften.
Nur ein einziges Fahrzeug kam uns in den Bergen entgegen, glücklicherweise an einer etwas breiteren Stelle der einspurigen Piste.
Über mehrere Pässe erklimmt man eine flache, hochgelegene Mondlandschaft. Der höchste Punkt der Querung war bei 23°01,437'N 58°53.938'E mit 1586 m
Seehöhe erreicht.
Der kleine Ort Al Mintarib war uns schon von der Südafrika-Reise 2008 bekannt, als wir nach einer Süd-Nord Querung der Wahibah Sands, ausgehend von
Ash Shiraykhah am Highway 32, hier wieder auf die Teerstraße stießen. Jetzt folgten wir Herbert in seinem Nissan Patrol in der anderen Richtung.
Unser Ziel war Qihayd am Arabischen Meer. 154 Kilometer Sand standen uns bevor. Wir waren gut gerüstet: vollgetankt, der Reifenluftdruck reduziert
auf 1.3 bar vorne und 1.7 bar hinten, Allrad ein!
unsere Route: 154 km durch die Wahibah Sands
WP-Koordinate
22° 24.350'N 58° 48.525'E
22° 08.457'N 58° 46.862'E
22° 03.641'N 58° 46.114'E
21° 36.938'N 58° 48.487'E
21° 32.143'N 58° 49.989'E
21° 12.868'N 58° 55.533'E
21° 09.479'N 58° 56.417'E
|
Beschreibung
Düneneinstieg südl. Al Mintarib
Brunnen mit Bäumen
Brunnen mit Solarzellen
Brunen mit Steinhaus
Souvenirshop
Dünenbeginn
Teerstraße in Qihayd
|
Kilometer
0 km
36 km
46 km
98 km
108 km
147 km
154 km
|
leichte Pisten im nördlichen Bereich der Wahibah Sands
Brunnen mit Steinhaus bei 21°36.938'N 58°48.487'E
Achtung! Spur nach Südosten über Dünenrücken nehmen!
nur noch 4 Kilometer durch weiche Dünen bis zum Arabischen Meer!
Rein fahrtechnisch stellt die Durchquerung der Wahiba Sands keine großen Probleme dar. Vierradantrieb und
Untersetzung sind an kurzen, steilen, sandigen Dünenauffahrten von Vorteil. Zehn bis zwanzig Meter
hohe Dünenquerungen gelangen stets ohne Einsandung mit genügend Anlauf im 3. oder 4. Gang Untersetzung.
Ansonsten rollt man bequem auf weichen Sandpisten.
Obwohl die Fahrtrichtung durch die Nord-Süd verlaufenden Dünenkämme im Prinzip vorgegeben ist, muß man
hin und wieder über eine Düne ins benachbarte Dünental wechseln, um nicht in einer Sackgasse zu landen.
Herbert kannte nach vielen Durchquerungen den besten Weg, so daß wir ihm blindlings folgen konnten.
Beim Brunnenhaus (21°36.938'N 58° 48.487'E) muß man dem in südöstlicher Richtung verlaufenden Pistenzweig
folgen, um nicht in einer Sackgasse zu enden. Dazu muß ein zehn Meter hoher weicher Dünenzug gequert werden.
Zehn Kilometer später passiert man eine ärmliche Hütte, die arabische Souvenirs anbietet! Etwa 6 Kilometer
vor der Küste ist ein weißsandiges hügeliges Dünengebiet zu queren, durch das viele tiefe Spuren führen. Mit Kraft und
dem richtigen Reifendruck wird dieses letzte Hindernis auf dem Weg zur Küste problemlos gemeistert.
An der Hauptstraße warten schon Reifenflicker mit Kompressoren zum Aufpumpen der Pneus.
Im letzten Abschnitt unserer Oman-Reise sollte es wieder durch die Berge gehen. Auf dem Weg zum Jabel al Akhdar
machten wir ein paar Tage in Nizwa, Bahla und Umgebung Halt. Wie nicht anders zu erwarten, drängten sich hier die
Touristenmassen, die zumeist per Autobus oder in einer Geländewagenkarawane im Hotel Diyar abgeliefert wurden.
abseits aller Touristenströme: das alte Nizwa
Bahla mit der mittelalterlichen Stadtmauer
jetzt UNESCO Weltkulturerbe: das perfekt renovierte Fort in Bahla
Innenhof im höchst sehenswerten Schloss von Jibreen
Idealer Ausgangspunkt zum Besuch des Jabal Akhdar ist Nizwa. Von hier aus sind auch die sehenswerten Orte Bahla, Jibreen
und Birket al-Mawz schnell zu erreichen. Wie schon vor einigen Jahren wollten wir den 3000 Meter hohen Jabal Shams
besuchen. Auf einer im unteren Bereich geteerten Strasse geht es ab Al-Hamra steil hinauf in die Berge. Zu unserer
großen Enttäuschung wurden wir auf 2160 m Seehöhe am Eingangstor zu einem militärischen Sperrgebiet gestoppt. Auf dem Gipfel, den wir
früher noch per Fahrzeug erreichen konnten, ist nun ein riesiges Radom errichtet worden.
Zunächst unglaublich, was auf dieser Bergstraße für ein Verkehr herrscht! In dicken Staubwolken jagt ein SUV dem anderen hinterher,
von frühmorgens bis spät nach Sonnenuntergang. Dann wurde klar: der Jabal Shams bietet nicht nur einen atemberaubenden Blick
in die Abgründe eines tausend Meter tiefen Canons, er ist auch ein beliebtes Erholungsgebiet mit einigen komfortablen Hotelresorts.
Und eine weitere, spektakuläre Tour wollten wir uns diesmal nicht entgehen lassen: Von Al-Hamra aus über Hat (Al Hajr) nach Rustaq
in der südlichen Batinah. Optimalerweise wird diese Fahrt in umgekehrter Richtung unternommen. So können die extremen Steilfahrten
auf engster Bergpiste voll ausgekostet werden und man kommt auch nicht in Konflikt mit Dutzenden von Reisebüro-Geländewagen.
Man startet also besser etwa 8 km südöstlich des Ortszentruums von Rustaq bei 23°20.522'N 57°29.590'E. Die neue Teerstraße endet
abrupt an einer engen Schlucht, wo sie durch Feldstürze verschüttet wurde. Was folgt sind Bachdurchfahrten, es geht durch enge Gäßchen
idyllischer Dörfer und schließlich sehr steil bergauf in vielen Serpentinen. Am Paß auf 2000m Seehöhe (23°10'N 57°25'E)
angekommen, erwartet einen eine Überraschung: Ende der schmalen Gebirgspiste, Beginn einer komfortablen, neuen Teerstraße! Ein
großer Parkplatz lädt zur Rast ein und zum Rundblick über die grandiose Landschaft. Die südlichen Bezirke von Al-Hamra erreicht man
dann bei 23°05.200'N 57°19.100'E.
Blick aus den Bergen in Richtung Rustaq
Palmengärten in Rustaq
Übrigens, Rustaq. Etwas abgelegen am nördlichen Rande des Jabal Akhdar gelegen, hat sich hier noch unverfälschtes
omanisches Leben erhalten. Straßen und Märkte sind voll mit alten, ehrwürdigen, weißgekleideten Männern. Inder oder Pakistani,
wie sonst überall im Lande anzutreffen, sieht man kaum. Ganz offensichtlich ist, zumindest im alten Ortskern, die in den frühen
siebziger Jahren eingeleitete Öffnung des Landes hier etwas ins Stocken geraten.
Das eher abschreckende Gegenteil ist an der Küste von Sohar bis hinauf nach Shinas zu beobachten: statt ländlicher Idylle eine
geschäftige, aber zerstörte Industrielandschaft, die sich bis in das benachbarte Emirat Fujairah und über die Berge weiter bis
Sharjah hinzieht.
Und zum Schluß noch eine gute Nachricht. Wie Ende März 2015 gemeldet wurde, konnte Sultan Qabuz nach neun
monatigem Krankenhaus-Aufenthalt im europäischen Ausland nun wieder, wie es heißt, "vollständig geheilt" in
den Oman zurückkehren. In den sozialen Medien und auf den Strassen des Omans wird die Rückkehr des äußerst
beliebten Sultans überschwenglich gefeiert. Sultan Qabuz ist eine arabische Lichtgestalt, der sein ehedem rückständisches
Land befriedet und geeint hat und ihm Wohlstand und Fortschritt brachte. Man kann ihm und seinem Volk nur
wünschen, daß es nicht den Großmachtbestrebungen des fanatisch-blutrünstigen Saudi-Regimes zum Opfer fallen wird.
NACHTRAG
"Mit großem Kummer und tiefer Trauer beklagt das Königshaus Seine Majestät Sultan Kabus bin Said,
der am Freitag verstorben ist", hieß es in der offiziellen Todesmitteilung des Hofes.
Omans Sultan Kabus verschied am 10. Januar 2020 im Alter von 79 Jahren
nach fast 50 Jahren als Herrscher.
Sultan Kabus baute den Oman fast aus dem Nichts in einen modernen Staat um. Nun starb der so geliebte wie
absolute Herrscher. Er hinterlässt keine Nachkommen.
Wenn ein absoluter Herrscher stirbt und seine Untertanen weinen, macht das erst einmal skeptisch.
Im Oman ist die Trauer echt. Denn das Volk liebte seinen "Vater".
Als er sich am 23. Juli 1970 an die Macht putschte und seinen im mittelalterlichen Denken behafteten
Vater aufs Altenteil verbannte, hatte das Land gerade einmal zehn Kilometer asphaltierte Straße.
Moderne Straßen sind nur aber ein Beispiel für den atemberaubenden Aufbau der Infrastruktur der Ära Kabus.
Die sozialen Errungenschaften sind beispielhaft in der arabischen Welt. Die medizinische Versorgung wurde
kostenlos und entspricht in den Städten westlichem Niveau. Auch Schulen und Universitäten sind beitragsfrei.
Zudem wurden Renten für Alte, Witwen und Waisen sowie ein Mindestlohn eingeführt. Erdöl hat den Oman und
seine Bewohner wohlhabend, aber nicht so größenwahnsinnig wie andere Golfstaaten gemacht.
Stabilität,Wohlstand und fürsorgliches Handeln ließen Kabus zum unumstrittenen Alleinherrscher werden.
Mit viel Fingerspitzengefühl verstand es Kabus, auf die Bedürfnisse der verschiedenen Teile der
Gesellschaft einzugehen und Stammesfehden zu befrieden.
Kabus baute das Land auch zu einem führenden Mittler der internationalen Diplomatie aus.
Über viele internationale Konflikte wurde im und mit dem Oman verhandelt. So wurde die Basis für den
Atomdeal mit dem Iran auch im Sultanat geschaffen
Ein mit Siegeln verschlossene Umschlag wurde am Samstag nach seinem Tod im Verteidigungsrat des Landes
feierlich geöffnet und dann der letzte Wille des Verstorbenen verlesen:
Neuer Herrscher ist sein 65 Jahre alter Cousin Haitham bin Tarik Al Said, bisher Kulturminister.
Noch am Samstag legte er seinen Eid ab.
(Quelle: t-online.de)
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