Ruhige Tage in Bishkek
Nach der bitteren Enttäuschung in Naryn ging es zunächst einmal zurück
nach Bishkek, wo wir in aller Ruhe den weiteren Fortgang unserer Reise überlegen
und organisieren wollten. Glücklicherweise fanden wir Unterkunft im meist ausgebuchten
Asia Mountain Guest House, das wir bei vorangegangenen Aufenthalten schon zu
schätzen
gelernt hatten. Ganz oben auf der Aktionsliste stand die Beschaffung von
Visa für die nun bevorstehenden Reiseländer. Am wenigsten problematisch war jenes von Tadjikistan.
Wir erhielten es noch am gleichen Tag. Das indische Visum dauerte vier Tage, das uzbekische,
das wir für einen eventuellen Notfall besorgten, immerhin eine Woche. Mit dem
afghanischen Visum hatten wir Pech. Der Konsul war gerade auf 10 Tage zu einer Konferenz
nach Kabul abgereist. Nicht so schlimm, denn in Dushanbe oder Taschkent könnten
wir es ebenso leicht besorgen. Fast ebenso wichtig empfanden wir es, wieder einmal
so richtig gut essen gehen und herrliches Obst in den Bazaren kaufen zu können.
Lebensmittel und Trinkwasservorräte wurden ergänzt, das Angebot der
reichlich vorhandenen Internet Cafes genutzt. Die platanenbestandenen ruhigen Alleen
im Zentrum luden zu Spaziergängen ein, die wir nach dem Chaos und der aggressiven
Hektik Almatys wahrlich genossen.
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Am Rande des Tien Shan
Unsere grössten Bedenken, den Tibet-Teil unserer langen Tour betreffend, galten
den Gefahren der Höhenkrankheit, die in den dort vorherrschenden Höhen von
4000 bis 5300 m nicht ausgeschlossen werden kann. Wir hatten daher etwa 10 Tage
eingeplant, um uns in 3500 bis 4000 m Höhe im Tien Shan Kirgistans ein wenig zu
akklimatisieren. Die Zufahrt in die höher gelegenen Gebiete erfolgt über
mehr oder weniger gut ausgebaute Bergstrassen, wie hier in einer Schlucht bei der
Anfahrt zum Dalpakbel-Pass (3300 m). Hat man diese Engstellen erst einmal
überwunden, steht man vor einem eindrucksvollen Panorama mächtiger,
schneebedeckter 4000er. Diese sind noch vom Nordufer des Ysyk-Köl-Sees zu sehen.
Wegen des nahenden Herbstes waren die Viehherden, die sonst auf den Bergwiesen weiden,
bereits zu Tal getrieben worden.
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Weide-Idylle am Song-Köl-See (3050m)
Nicht ahnend, dass unsere Einreise nach China mit dem Auto zum geplanten Termin
unmöglich war, verbrachten wir einige Tage zur Akklimatisation auch am
Song-Köl-See nahe Naryn. Der nahende Herbst kündigte sich
bereits durch gelegentliche Schneeschauer an, die von strahlendem Sonnenschein
schnell wieder abgelöst wurden.
Wenige Stunden genügten, die Schneedecke der 4000er abzuschmelzen.
Die ausgedörrten Wiesen dufteten noch immer. Bei näherem Hinsehen
entdeckte man einen dichten Bewuchs mit (verblühten) Edelweiss! Zu meiner grossen Überraschung
fand ich in dem Bachbett gleich neben dem Auto einen 47 Gramm schweren Meteoriten!
Obwohl sich die Touristensaison dem Ende zuneigte, wurden immer noch Pauschaltouristen
mit 4WD-Fahrzeugen zu den Jurten Camps gekarrt. Nur gut, daß hier streng auf
naturbezogenen Tourismus geachtet wird!
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Chonashu Pass (3822m)
Der Besuch im neuen Touristenbüro in Karakol war vergebens. Wir erhielten nicht,
wie erhofft, die Genehmigung über die A364 nach Engilchek zu fahren, um dort
einen Besuch des Merzbacher-Sees zu organisieren. Dazu müsse man sich schon
rechtzeitig vorher über eine kirgisische Reiseagentur an die zuständigen
Ministerien in Bishkek wenden, sagte man uns bedauernd...
Auch wäre die Weiterfahrt über Ak-Shyyrak zurück zum
Ysyk-Köl-See nicht möglich, da die Bergstrasse im mittleren Teil
nicht mehr existiere. Dennoch, wir ließen es uns nicht nehmen, in diese
abgelegene Ecke des Tien Shans im Grenzgebiet zu Kasachstan und China vorzudringen.
Einer gewundenen Bergstrasse folgend, die in extrem steinschlag- und lawinengefährdete
Steilhänge gesprengt wurde, erreichten wir den Chonashu-Pass.
Eine überwältigende Bergwelt zahlreicher 5000er tat sich vor uns im
Süden auf. Dies ist die Grenze zu China.
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Fahrt nach Osh
Jedem Kirgisien-Besucher sei die Fahrt von Bishkek nach Osh empfohlen. Die
neuausgebaute Teerstrasse führt durch landschaftlich sehr unterschiedliche
Regionen, die aber alle eines gemeinsam haben: sie sind atemberaubend schön!
Dazu zählt der Töö-Ashuu-Pass verbunden mit dem weiten Blick aus
3200m Seehöhe zu den verschneiten Bergen im Süden, der Ala-Bel-Pass
(3480m) mit der anschliessenden Fahrt durch vegetationsreiche Schluchten, der Toktogul-See
und vor allem das schroffe Tal, das den Kürp-Say-Stausee mit seinem türkisfarbenem
Wasser umschließt. Im Verlaufe des Neubaus der Strasse wurde auch eine Umgehung
Uzbekistans gebaut, die Jalal Abad mit Özgön bequem verbindet. Man halte
den Mautbetrag von 10 USD (oder 500 sum) bereit, der in Kara-Köl kassiert wird!
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Durch die Alau-Berge nach Sary-Tash
Das tadjikische Visum in der Tasche, hatten wir uns entschlossen, von Bishkek aus
über Osh nach Sary-Tash zu fahren, um von dort durch das Alau-Tal nach Tadjikistan
einzureisen. Alle unsere Erkundigungen verliefen im Sande, niemand hatte zuverlässige
Informationen darüber, ob dies möglich wäre.
Von Osh folgten wir der M41, die im weiteren Verlauf 'Pamir-Highway' genannt wird,
nach Süden. Erst durch saftig-grünes, stark hügeliges Weideland führend,
erreicht die immer schlechter werdende Teerstrasse eng eingeschnittene Täler,
umgeben von 5000ern. Um nach Sary-Tash zu gelangen, müssen zuerst die Berge im
Bildhintergrund auf schlechter Bergstrasse bezwungen werden (Taldyk-Pass, 3615m).
Da stehen dann auch etliche defekte LKW-Züge. Erstaunlich die
Bildungsbemühungen der kirgisischen Regierung. Überall, wie in diesem
kleinen Weiler (Kichi-Karakol), wurden Schulen eingerichtet.
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Sary-Tash
Das kleine Örtchen Sary-Tash ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Von hier aus
führen drei Strassen in total unterschiedliche Welten: Nach Süden setzt sich die
M41 fort, die über den steilen Kyzyl-Art-Pass (4280m), der die Grenze zu
Tadjikistan bildet, auf das trockene Pamir-Plateau hinaufführt und
über Murgab und Khorog an der Grenze zu Afghanistan schließlich Dushanbe erreicht.
Diese Strasse, der sog. 'Pamir-Highway', darf nur mit spezieller Genehmigung, die
unterwegs einige Male streng kontrolliert wird, benutzt werden. Gleich hinter Sary-Tash biegt eine
Kiesstrasse nach Osten ab, die zum internationalen, kirgisischen Grenzposten bei Irkeshtam und
weiter nach Kashgar in der chinesischen Provinz Xinjiang führt. Ein Kontrollposten am Ortsausgang
von Sary-Tash prüft, ob man im Besitze eines chinesischen Visums ist. Wir schlugen
Richtung West ein, um nach etwa 140 km Fahrt die tadjikische Grenze bei Karamik zu
erreichen. Im Alau Tal gibt es nur wenig Verkehr und
so haben wir Glück, als wir im Hauptort Daroot-Korgon Diesel tanken können.
Leider hat das Zählwerk der Zapfsäule seinen Geist aufgegeben und so wird
die getankte Treibstoffmenge eben mit Eimern ermittelt.
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Die Berge Tadjikistans in Sicht!
Von Sary-Tash bis Karamik fährt man über eine gute Kiesstrasse durch das
Alau Tal, einer 5 km breiten grünen Ebene, in die sich die Schlucht des
reissenden Kyzyl Suu Flusses eingegraben hat. Der Name das Tals ist abgeleitet
von der Alau-Kette mit ihren 5000ern, die das Alau Tal vom Fergana Tal in Uzbekistan trennt.
Im Süden des Alau-Tals liegt die Bergkette des Pamirs, die im Peak Lenin
(7134m) gipfelt. Nachdem das Alau-Tal auf 2800m Seehöhe liegt, überragt der
Peak Lenin die Ebene somit um mehr als 4300 m. Das ist fast 700 m mehr als der
Mount Everest aus der tibetischen Hochebene aufsteigt! Je weiter man im Alau Tal
nach Westen vordringt, umso schütterer und enger wird die Ebene. Die
Nutzung dieses eher unwirtlichen Teils des Alau Tals haben die Kirgisen den
tadjikischen Nachbarn überlassen, die froh sind, hier Landwirtschaft betreiben
zu können.
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50 US-Dollar wechseln den Besitzer
Ein steiler Bergrücken schließt das Alau Tal nach Westen ab und bildet
die Grenze zu Tadjikistan. Kaum hundert Meter von einander entfernt, die Grenzhütten
der Kirgisen und Tadjiken. Der kirgisische Schlagbaum ist geöffnet, niemand zu
sehen. Da wir einen Ausreisestempel wollen treten wir in die Hütte ein. Erst
im dritten Zimmer rührt sich etwas. Zwei Grenzer sitzen vor einem Mini-TV und
glotzen auf das miserable Bild. Sie sind kaum zu motivieren, uns abzufertigen.
Schließlich bequemen sie sich, den obligaten Eintrag in ein großes Buch
vorzunehmen. Auf einen Ausreisestempel müssen wir verzichten, mangels
geeignetem Werkzeug. Letztlich ist uns das egal, da wir ohnehin nicht vorhaben, nach
Kirgisien
zurückzukehren. Weiter geht es zum tadjikischen Schlagbaum. Hier wartet schon
ein Soldat in Kampfmontur und AK47. Er geleitet uns in die ebenfalls ärmliche
Hütte der tadjikischen Grenzstation. Auf der schmutzstarrenden
Matratze eines primitiven Bettgestells lungert ein Soldat in blauer
Trainingshose, Revolver und AK47 griffbereit. Das ist unser Mann! Wir machen ihm
klar, dass wir Touristen sind und hier in sein schönes Land einreisen wollen.
Den paar Brocken Russisch die er spricht ist zu entnehmen, dass wir hier nicht
einreisen können. Wir stellen uns dumm und wollen nicht verstehen. Schließlich
holt er aus einer verdreckten Ecke der Hütte ein zerfleddertes Papier hervor,
aus dem klar hervorgeht, dass nur die Bürger einiger der GUS-Staaten autorisiert
sind, hier die Grenze zu passieren und zu diesen Auserwählten gehören wir
leider nicht. Da der Mann einen passablen Eindruck macht, fragen wir ihn, was es
denn kosten würde, von ihm eine 'Sondergenehmigung' zum Passieren der Grenze zu erhalten.
"100 US-Dollar", wie nicht anders zu erwarten. Wir handeln ihn auf 50 USD herunter
und erhalten auch tatsächlich einen Einreisestempel in den Pass, nachdem unsere Daten
wie üblich fein säuberlich in ein dickes Buch eingetragen wurden. Zum Dank
für das Entgegenkommen spendiere ich noch eine Flasche russischen Wodkas,
die ich für solche Fälle mitführe. Ein Blick in unsere Pässe
verschlägt uns die Sprache: der tadjikische Einreisestempel war in
Wirklichkeit ein kirgisischer Einreisestempel! Über einen steilen, holprigen
Weg erklimmt der Toyota den Grenzkamm des Bergrückens. Da oben warten schon Dutzende zerlumpter Gestalten, die sich
als Soldaten herausstellen. Ganz offensichtlich haben sie ihr Opfer gefunden: uns!
Kaum haben wir den Motor abgestellt, stürzt sich schon die gierige Meute auf
das Auto und filzt das Wageninnere. Nicht, wie wir anfangs dachten, auf der Suche nach
verstecktem Rauschgift, sondern nach ganz einfachen, persönlich verwertbaren
Sachen und Bargeld, natürlich. Um unsere Pässe wiederzubekommen, sind wir
gezwungen, dem (Räuber-)Hauptmann eine MAGLITE Taschenlampe abzutreten.
Nichts wie weg von hier!
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Kurze Fahrt ins Garm Tal
Es ist total verblüffend, wie sehr sich die Landschaften diesseits und jenseits
einer Grenze unterscheiden können. Diese Erfahrung haben wir auf all unseren Reisen
immer wieder gemacht. Während wir in Kirgisien durch ein weitläufiges Tal
gemütlich rollten, haben wir es jetzt in Tadjikistan mit steilen V-Tälern
zu tun, die zu jeder Jahreszeit sehr gefährlich werden können: Im Winter
und Frühjahr sind die Wege unbenutzbar wegen der extremen Lawinengefahr, zu
anderen Jahreszeiten bedrohen häufige Murenabgänge und Steinschlag den
sporadischen Verkehr.
Im Garm-Tal hat man es mit den üblichen schmalen Bergsträßchen
zu tun, die nur an wenigen Stellen so breit und so gut ausgebaut sind, wie auf
diesem Bild zu sehen. Sollte man hier allerdings auf Gegenverkehr treffen, so hat man ein
gewaltiges Problem! Dieses sollten wir trotz des guten Wetters auch so bald genug bekommen.
Zehn Kilometer hinter der Grenze stossen wir nach einer uneinsehbaren Kurve erneut
auf einen Schlagbaum. Dahinter ein recht beachtliches Militärcamp mit festen
Behausungen. Nach geraumer Zeit kommt dann doch noch ein Schwerbewaffneter, der uns zum Chef
führt. Sekundiert durch seinen Adjudanten, macht dieser kein Federlesen.
Unfreundlich und in barschem Ton verlangt er, daß wir schleunigst umdrehen und nach
Kirgisien ausreisen. Der Einreisestempel von Karamik beeindruckt ihn in keiner Weise.
Also zurück. Schade, denn Dushanbe war nur mehr eine Tagesreise entfernt. Als wir
dem Grenzkamm wieder näherkommen, setzt dort ein beeindruckendes Wettrennen ein.
Jeder der beim ersten Passieren des Postens zukurzgekommenen Soldaten erhofft sich
wohl, vom seltenen Reisenden wenigstens jetzt die Hergabe
von Geld oder Nützlichem erpressen zu können. Wir wissen aber nun Bescheid
und achten nicht auf die Handzeichen, mit denen man uns nachdrücklich zum
Stoppen zwingen will. Wir halten erst unten am tadjikischen Schlagbaum, wo die
zuvor bezahlten 50 USD vom verdutzten Grenzer zurückgegeben werden müssen.
Am kirgisischen Grenzhäußchen geht es ohne Halt vorbei. Wir waren offiziell ja auch
nicht ausgereist! Um auf unserer Reise Afghanistan zu erreichen, müssen wir nun
in den sauren Apfel beissen und über Osh, das Fergana-Tal, Tashkent und Samarkand
nach Pendzhikent (wieder in Tadjikistan) fahren und den Anzob-Pass nach Dushanbe queren,
das sind mehr als 1000 Kilometer.
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Wieder in Tadjikistan!
Reist man von Samarkand kommend nach Tadjikistan bei Pendzhikent ein, erlebt man
einen Schock. Hier Pendzhikent, ein wahrhaft ärmlicher Ort, noch deutlich von
den Spuren des russischen Sozialismus gezeichnet, dort das prosperierende,
touristisch total erschlossene Samarkand, reich an eindrucksvollen kulturellen
Zeugnissen aus vergangenen glanzvollen Epochen. In Uzbekistan moderne 4-spurige
Schnellverkehrsstrassen, im isolierten Tadjikistan meist nur schlechte
Schlaglochstrecken oder gefahrvolle Bergpisten.
Was die Natur betrifft, ist Tadjikistan aber einzigartig und
die unberührten, wilden Berglandschaften versöhnen für so manches. Schon kurz hinter
Pendzhikent zeigen sich die Schönheiten des Landes, wie hier in Urmetan, am Fuße
des Turkestan-Gebirges. Dieses Gebirge ist eines von zweien, die die ganz im Norden
Tadjikistan gelegenen Landesteile von der Hauptstadt Dushanbe trennen. Lange Monate im
Winter sind die beiden hohen Pässe, der Ayni- und der Anzob-Pass, wegen einer
meterhohen Schneedecke gesperrt und im Sommer oft genug wegen Murenabgängen
unpassierbar.
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Durch das Zeravshan Tal
Wie zu erwarten war, erweist sich der Zustand der A377 hinter Pendzhikent
als landesüblich. Die Teerdecke ist rudimentär, die
Trassenführung problematisch, die Anzahl der Schlaglöcher beachtlich.
Dies alles zusammengenommen hat zur Folge, dass man sich mit einer Reisegeschwindigkeit
von 30 km/h freiwillig begnügt.
Was aber auch seine guten Seiten hat. So fällt es viel leichter, hin und wieder den
Wagen anzuhalten, auszusteigen und die Schönheiten der herbstlichen Landschaft zu
betrachten. Wie hier nahe Gusar, im Zeravshan Tal Nord-Tadjikistans. Man erkennt die
Gewalt des fliessenden Wassers, das sich hier tief in die Schichten der Gebirgsablagerungen
eingegraben hat. Wie überall in Zentralasien, so werden auch hier alle
Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Nutzung wahrgenommen. Bis
Muren, Felsstürze oder im Frühjahr Lawinen alles wieder zunichte machen.
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Von Ayni zum Anzob Pass
Die den Flughafen von Ayni betreibende Familie gestattet uns freundlich und
selbstverständlich, am Rande des Flugfeldes zu übernachten. Wir fragen uns,
wie es wohl möglich sei, in diesem engen, von hohen Bergen umgebenen Tal ein
Flugzeug zu landen und erst recht wieder zu starten. Am nächsten Morgen
erleben wir einen gewaltigen Felssturz auf der gegenüberliegenden
Seite des Tales,
der mehr als eine halbe Stunde lang andauert
und das gesamte Tal mit Staub erfüllt. Die Steinmassen poltern bis
in die Gärten am Talgrund. Auch ohne diese Sichtbehinderung
war es uns vorher unmöglich, einen Ausgang aus dem Kessel von Ayni zu erkennen,
durch den die Strasse zum Anzob Pass führen musste. Es gab ihn natürlich:
eine enge Schlucht, durch die sich die Strasse, flankiert von senkrechten Felswänden,
hindurchwand. Bei Rabot, einem Bergbauort zweigt eine abenteuerliche Piste
zu den bekannten Alexander Seen ab. Wir bleiben auf der Hauptstrasse (hier im Bild) und
geniessen den herbstlichen Anblick der Anzob-Berge. Da müssen wir also drüber!
Hoffentlich gibt es keine Probleme mit dem Schnee.
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Vor dem Anzob Pass (3373m)
Eine nicht endenwollende Karawane schwerbepackter Kamaz-LKW nutzt das gute Wetter,
um Waren aus Qoqand und Khudzhand, den beiden Hauptorten im Norden Tadjikistans,
nach Dushanbe zu transportieren. Gefahren wird sehr rücksichtsvoll und
bedächtig, denn man kennt die Gefahren des Anzob-Passes.
Vor einigen Tagen hat es tüchtig geschneit und im Bereich des Passes liegen immer
noch 20 cm Neuschnee. Man muss sehr aufpassen, an den LKWs vorbeizukommen, von
denen so gut wie alle Schneeketten angelegt haben oder gerade dabei sind, dies zu tun.
Wir sind zuversichtlich, mit unseren Michelin XZL auch ohne dem die verschneite
Passhöhe zu bewältigen. Und tatsächlich, trotz vereister Stellen
in den steilen Nordhängen (hier im Bild) erreichen wir problemlos und sicher
den Pass. Dort bietet sich ein phantastisches Panorama!
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Vom Anzob-Pass nach Dushanbe
Nach der Anspannung, die die letzten 1000 Höhenmeter der Passfahrt über
vereiste Schneefahrbahn doch mit sich bringen, geniessen wir den atemberaubenden
Rundblick, der sich vom Anzob-Pass aus bietet. Unten im Talkessel der kleine
Ort Kalon, umgeben von Obstbaumgärten. Die Strasse nach Dushanbe
bleibt schlecht,
erst ab den Erholungsorten der Upper Class im unteren Varzob-Tal wird sie tadellos.
Am Fuße der Berge im Bildhintergrund liegt die Hauptstadt, die sich von weitem
durch eine riesige Staubwolke ankündigt. Ein Moloch von Zementfabrik
nahe den ausgedehnten Wohnvierteln am nördlichen Stadtrand verpestet mit seinen
ungefilterten Abgasen den ganzen Umkreis. Nach wenigen Tagen Standzeit ist unser
Auto mit einer dicken grauen Feinstaubschicht bedeckt. Trotz der Luftbelastung in der Stadt
fühlen wir uns hier unter den angenehmen Tadjiken sehr wohl und können alle
anstehenden Dinge mühelos erledigen. Wegen des katastrophalen Erdbebens, das sich
inzwischen in Kashmir ereignete, verzichten wir auf die Weiterreise nach Afghanistan,
Pakistan und Indien. Dafür werden wir den weitgehend ausgetrockneten Aralsee
und die Kyzyl Kum in Uzbekistan besuchen.
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